Wie entsteht ein Paukenerguss im Ohr? Wie wird er behandelt? Fragen und Antworten dazu im folgenden Beitrag.
Krankheitsbeschreibung
Was ist ein Paukenerguss?
Ein Paukenerguss ist gewissermaßen ein „Schnupfen im Mittelohr“. Es kommt ein- oder beidseitig zur Schleimbildung in der Paukenhöhle, meist bei Erkältungen und besonders dann, wenn Ihr Kind zusätzlich eine vergrößerte Rachenmandel hat („Polypen“) oder die Nasenscheidewand verkrümmt ist.
Medizinisch korrekt handelt es sich beim Paukenerguss um eine nicht eitrige Entzündung mit Sekretstau im Mittelohr. Aufgrund einer Schleimhautschwellung der Tube (Eustachische Röhre, Ohrtrompete) kann das Sekret nicht mehr in den Nasen-Rachen-Raum abfließen. Stattdessen sammelt es sich in der Paukenhöhle an. Je nach Konsistenz wird das Serotympanon (wässriges Sekret) vom später durch Eindickung entstehenden Mucotympanon (zähfließendes, honigartiges Sekret) unterschieden.
Wie häufig kommt es zu einem Paukenerguss?
Der Paukenerguss ist keine Seltenheit – bei nahezu 90% aller Kinder kommt es bis zum Teenager-Alter irgendwann zum „Wasser im Ohr“. Er zählt damit zu den häufigsten Ursachen für eine (vorübergehende) Hörschwäche bei Kindern. Bei Kindern unter sechs Jahren kommt ein Paukenerguss sehr häufig vor, weltweit in einer Größenordnung von etwa 15-25%.
Symptome
Was sind typische Symptome eines Paukenergusses?
Hauptsymptom ist die oft beidseitige Schwerhörigkeit. Das Hörvermögen wird häufig um bis zu ein Drittel gemindert, was in etwa dem Zuhalten der Ohren mit den Fingern entspricht. Die Hörstörung entsteht, weil das Trommelfell bei Beschallung nicht mehr ausreichend schwingen kann (Schallleitungsschwerhörigkeit).
Schwerhörigkeit als Folge
Aufgrund der dämpfenden Auswirkung auf die Trommelfellschwingungen erleidet Ihr Kind, wenn es betroffen ist, durch den Erguss eine geringgradige Schwerhörigkeit (etwa 30 dB), die Sie nicht ohne weiteres selbst feststellen können.
Bei etwa der Hälfte aller Kinder mit Sprech- und Sprachentwicklungsstörungen sind solche geringgradigen, oft wechselnden und wechselseitigen Mittelohrschwerhörigkeiten zu beobachten! Und auch ein unaufmerksames Verhalten des Kindes, das nur scheinbar nicht hören will, aber tatsächlich nicht hören kann, ist eventuell auf einen Paukenerguss zurückzuführen. Allerdings nicht immer ...
Weitere Anzeichen sind:
- Druck und Völlegefühl im Ohr
- Hörstörung kann auffallen durch laute Sprechweise
- Rausch-Geräusche
- bei Kinder kann eine verzögerte Sprachentwicklung auftreten
Wie lange bleibt der Paukenerguss?
In den meisten Fällen bildet sich der Erguss innerhalb weniger Tage bis Wochen komplett zurück. Bleibt der Paukenerguss für längere Zeit – ab drei Monaten gilt er als chronisch – bestehen, kann die Sprachentwicklung bei Kleinkindern ernsthaft beeinträchtigt werden (muss aber nicht). Bei älteren Kindern leidet die schulische Leistung.
Behandlung
Wie wird ein Paukenerguss behandelt?
Meistens bildet sich der Paukenerguss von alleine zurück. Dies kann einige Tage bis zu mehreren Wochen dauern. Folgende Maßnahmen können die Heilung unterstützen, indem sie die Tubenbelüftung normalisieren:
- abschwellende Nasentropfen
- Tubendurchblasung: Kinder oder Erwachsene setzen einen speziellen Ballon an der Nase an und versuchen ihn aufzublasen. Durch den hierdurch entstehenden Überdruck kann der Abfluss des Ergusses gefördert werden.
- Wärmeanwendung: Heizkissen oder Rotlichtlampen können das Ohr erwärmen und den Paukenerguss reduzieren.
Operative Behandlung: Informationen zum Ablauf
Wann kommt eine Operation infrage?
Ist der Erguss aber nach mehreren Wochen noch immer nachweisbar, kann die Erkrankung chronisch werden und Folgeschäden können entstehen (z.B. gestörte Sprachentwicklung bei Kindern). In diesem Fall sollte eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden.
- Eventuell wird ein kleiner Einschnitt ins Trommelfell erforderlich (Parazentese), damit der Mittelohrerguss abfließen bzw. abgesaugt werden kann. Das ist aber erstens selten notwendig und zweitens viel harmloser als es klingt.
- Ist der Paukenerguss bereits chronisch geworden, kann die Einlage eines Paukenröhrchens helfen: Dieses kleine, nur wenige Millimeter große Röhrchen wird in das Trommelfell eingesetzt und unterstützt den Abfluss des Ergusses.
- Bei gestörter Nasenatmung (z.B. durch vergrößerte Rachenmandeln oder krumme Nasenscheidewand) sollte die Ursache des Paukenergusses beseitigt werden. Durch eine operative Entfernung der Rachenmandeln oder Nasenscheidewandbegradigung können zukünftige Ergüsse verhindert werden.
Wann ist beim Paukenerguss der Einsatz eines Paukenröhrchens zur Drainage sinnvoll?
Wenn nach einem Paukenerguss ein kleiner Einschnitt in das Trommelfell gemacht wird (Parazentese), ist manchmal die Einlage eines Paukenröhrchens sinnvoll. Das Röhrchen dient der Ableitung des Ergusses (Drainage) und soll einen vorzeitigen Verschluss der Öffnung verhindern. So ist in etwa 5-10% der Fälle der Mittelohrerguss derart zäh-viskös, dass er nicht komplett vom Arzt abgesaugt werden kann.
Üblicherweise fällt das etwa 1,5 mm winzige Metall- oder Kunststoffröhrchen nach zwei bis drei Monaten von selbst heraus. Je nach individueller Situation kann auch eine längere Verweildauer vom Arzt angestrebt sein.
Die Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie empfiehlt außerdem bei Kindern mit Gaumenspalten oder Syndromen (z.B. Trisomie 21, Down-Syndrom) das Paukenröhrchen als zusätzliche Maßnahme, um für eine verbesserte Belüftung des Mittelohres zu sorgen. Aufgrund der mundmotorischen Störungen, die bei diesen Kindern häufig zusätzlich bestehen, reichen die Parazentese und die Entfernung der Rachenmandeln (Adenektomie) dazu meist nicht aus.
Komplikationen
Was ist ein Mucotympanon?
Als Mucotympanon bezeichnen Ärzte einen zähfließenden, honigartigen Paukenerguss. Und ein Paukenerguss ist so etwas wie ein Schnupfen im Mittelohr, bei dem die sogenannte Paukenhöhle mit Schleim verstopft ist. Ein Mucotympanon kann sich nach einer gewissen Zeit durch Eindickung des ursprünglich wässrigen Sekrets (Serotympanon) entwickeln.
Während 90% aller Kinder irgendwann „Wasser im Ohr“ haben, entwickeln glücklicherweise nur 10% von ihnen ein chronisches Mucotympanon. Bei Schuleintritt sollen noch 5% aller Kinder davon betroffen sein. Als wichtiger häuslicher Risikofaktor gelten die elterlichen Rauchgewohnheiten. Kommt noch eine Vergrößerung der Rachenmandeln („Polypen“) hinzu, die als Erregerreservoir Entzündungen der Tube und des Mittelohrs unterhalten können, muss die operative Mandelentfernung als Mittel der Wahl in Erwägung gezogen werden.
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Quellen:
- Boenninghaus H-G, Lenarz T, HNO. Springer Verlag (2005).
- AWMF. Leitlinie Seromukotympanon. www.awmf.org. (2018).