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Wie kommt es zu eingerissenen Mundwinkeln? Warum sind sie bei Kindern häufiger? Was kann ich selbst dagegen tun? Wann muss ich zum Arzt? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten zu Mundwinkelrhagaden.

Ursachen

Welche Ursachen können eingerissene Mundwinkel haben?

Die Ursachen sind unterschiedlich. Oft handelt es sich um einen zweistufigen Prozess: Erst wird die Haut rissig, dann dringen Keime ein und verursachen eine Entzündung. In den dann entstehenden Mundwinkelrhagaden (medizinisch für Einrisse) bzw. Faulecken finden sich Bakterien (Staphylokokken, Streptokokken), Viren (Herpes) oder auch Pilze (Soor) als Infektionserreger. Sie gelangen durch minimale Hautverletzungen in die Haut und bilden dort nässende, verkrustende, leicht einreißende und blutende Ekzeme.

Folgende Faktoren können bei der Entstehung von Mundwinkelrissen außerdem eine Rolle spielen:

  • Temperaturwechsel
  • vermehrter Speichelfluss
  • Probleme mit Zahnspange oder Zahnersatz
  • Infektionen

Wissenswertes zu den Ursachen

Wieso sind eingerissene Mundwinkel im Winter häufiger?

Weil sie durch die trockene Heizungsluft begünstigt werden. Vor allem im Winter sind wir oft Temperaturschwankungen zwischen kalter Luft draußen und trockener Heizungsluft drinnen ausgesetzt. Dies führt dazu, dass unserer Haut Feuchtigkeit entzogen wird und sie trocken und rissig wird.

Welche Infektionen können zu Mundwinkelrhagaden führen?

Zum Beispiel eine Besiedelung mit dem Hefepilz Candida albicans (Soor) oder auch mit dem Herpes-simplex-Virus. Typisch für eine Infektion mit dem Candida-albicans-Pilz ist, dass die Mundwinkel von einem weißen abstreifbaren Belag überzogen sind. Das Herpes-Virus macht sich hingegen durch Bläschen an den Lippen bemerkbar.

Erst die Risse, dann die Erreger

Noch häufiger ist es aber andersherum: Die Risse entstehen aus einem der oben genannten Gründe, und dann dringen Pilze oder Bakterien ein.

Welche weiteren Ursachen gibt es außer Infektionen?

Weitere mögliche Ursachen sind u.a.:

  • Neurodermitis
  • Allergien
  • Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus (eher selten, weil ein Diabetes sich meist schon durch andere Zeichen zu erkennen gibt)
  • Mangelkrankheiten wie Eisenmangel-Anämie oder Vitamin-B2-Mangel (selten)
  • fehlende Zähne: Bei fehlenden Seitenzähnen kann es zu einem Absinken der Bisshöhe kommen. Wenn sich die Kinnpartie nun nach vorne verschiebt, kann sich eine feuchte Kammer in den Mundwinkeln bilden.
  • Syphilis (heute sehr selten)
  • Leberzirrhose: Eine akute und chronische Lebererkrankung äußert sich unter anderem durch eingerissene Mundwinkel.
  • Sjögren-Syndrom: seltene Autoimmunerkrankung, von dem besonders Frauen nach den Wechseljahren betroffen sind.
Kann auch ein Vitaminmangel zu eingerissenen Mundwinkeln führen?

Ja, das ist möglich. Mundwinkelrhagaden können in seltenen Fällen durch einen Nährstoffmangel hervorgerufen werden:

Eisenmangel

Bei einigen Betroffenen, vor allem bei Frauen, wird zusätzlich ein Eisenmangel festgestellt. Trockene, eingerissene Mundwinkel, brüchige Nägel, spröde Haare und eine rötlich, brennende Zunge (Lackzunge) sind meist typische Symptome einer Eisenmangelanämie.

Mangel an Zink und Vitamin B2

Aber auch ein Mangel an Zink und Vitamin B2 (Riboflavin) kann zu Mundwinkelrhagaden führen. Vor allem Alkoholkranke sind mitunter von einem Riboflavin-Mangel betroffen. Neben Mundwinkelrhagaden kann es zu Hautausschlägen und Lichtempfindlichkeit kommen. Ein Vitamin-B2-Mangel macht sich außerdem durch Müdigkeit und Wachstumsstörungen bemerkbar.

Vitamin-C-Mangel

Auch ein Vitamin-C-Mangel macht sich unter anderem durch eingerissene Mundwinkel und Zahnfleischbluten bemerkbar. Aber das kommt noch seltener vor.

Das hilft:

Durch eine Blutuntersuchung beim Arzt lässt sich feststellen, ob man unter einem Vitaminmangel leidet. Betroffene sollten auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist:

Zitrusfrüchte sind gute Vitamin-C-Lieferanten, Vitamin B2 steckt vor allem in Vollkornprodukten, Eier, Fisch und Milchprodukten. Eisen befindet sich reichlich in Fleisch und Hülsenfrüchten (wie Linsen, Bohnen). Wird ein Mangel festgestellt, können zusätzlich Nahrungsergänzungspräparate eingenommen werden. 

Warum sind eingerissene Mundwinkel in der Schwangerschaft häufiger?

Genau aus oben aufgeführtem Grund: Nährstoffmangel. Aufgrund des erhöhten Nährstoffbedarfs des Körpers sind Schwangere häufiger von einem Vitamin- und Mineralstoffmangel betroffen.

Frauen zwischen 25 und 51 Jahren sollten etwa 15 Milligramm Eisen pro Tag aufnehmen. In der Schwangerschaft benötigt der Körper doppelt so viel Eisen (etwa 30 Milligramm pro Tag). Diesen Bedarf können viele Schwangere alleine über Lebensmittel oft nicht decken.

Auch hier gilt: möglichst ausgewogen und vielfältig ernähren. Wird ein Eisenmangel festgestellt, ist die Einnahme von Eisentabletten nötig. Bei einem Vitamin-B2-Mangel müssen zusätzlich entsprechende Nahrungsergänzungspräparate eingenommen werden. Mit der Einnahme verschwinden in der Regel auch die eingerissenen Mundwinkel.

Warum haben Kinder häufiger eingerissene Mundwinkel?

Ein Grund: der Schnuller

Zu den Hautrissen kann es beispielsweise durch mechanisches Reiben (z.B. des Schnullers) kommen. Häufiges Lecken der Lippen begünstigt und verstärkt das Entstehen von Einrissen und die Verbreitung der Erreger. Die Mundwinkel reißen durch die Saug- und Kaubewegungen beim Trinken und Essen immer wieder ein.

Kinder halten sich außerdem zum Spielen oft im Freien auf und sind ständig schwankenden Temperaturen ausgesetzt. Der Wechsel zwischen kalter Luft draußen und warmer Heizungsluft drinnen führt dazu, dass die Lippen und Mundwinkel austrocknen und besonders leicht einreißen.

Kinder sammeln viele Erreger ein

Zudem infizieren sich Kleinkinder häufig mit Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken, indem sie Gegenstände häufig in den Mund nehmen. Durch häufiges Lippenlecken oder Ablecken der eingerissenen Mundwinkel mit der Zunge können weitere Entzündungen entstehen. Denn Bakterien und Viren vermehren sich in feuchten Ecken besonders leicht.

Außerdem können bestimmte Lebensmittel wie süße Limonaden oder Säfte die Haut zusätzlich reizen.

Häufiges Problem bei Zahnspangenträgern

Und schließlich tragen viele Kinder eine Zahnspange, die ebenfalls die Entstehung von Mundwinkelrhagaden begünstigt. Das Tragen von Zahnspangen kann zu einem erhöhten Speichelfluss führen. Dadurch weicht die Haut im Mundwinkelbereich auf, sodass sie sich leichter entzündet. Die Folge sind eingerissene Mundwinkel.

Ähnliches gilt übrigens für schlecht sitzende Zahnprothesen. Das betrifft dann allerdings eher die ältere Generation.

Diagnose

Diagnose: Was untersucht der Arzt?

Wie erkennt der Arzt Mundwinkelrhagaden?

Der Arzt stellt die Diagnose normalerweise anhand des äußerlich erkennbaren Bildes. Wenn sich in den Hautrissen Erreger eingenistet haben, kann das folgendermaßen aussehen:

  • Bläschen deuten auf eine Herpes-Infektion hin.
  • Weiße Beläge sind ein Zeichen für eine Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans (Mundsoor).

Erscheint ein Erregernachweis sinnvoll, wird ergänzend ein Abstrich von der betroffenen Stelle genommen. Das muss aber oft gar nicht sein.

Blutprobe und Allergietests

Als weitere diagnostische Maßnahmen kommen unter Umständen eine Blutuntersuchung (z.B. bei Verdacht auf einen Nährstoffmangel) sowie Allergietests in Frage, je nachdem, was man als Ursache vermutet.

Wie kann der Zahnarzt bei Mundwinkelrhagaden helfen?

Falls Ihr Kind eine Zahnspange träge, ist möglicherweise auch der Zahnarzt in die Diagnostik einzubeziehen, um den korrekten Sitz zu prüfen. Auch Gebissfehlstellungen können Ursache für eingerissene Mundwinkel sein und sind ein Fall für den Zahnarzt.

Selbsthilfe

Was hilft gegen eingerissene Mundwinkel?

Es gibt viele Hausmittel bzw. freiverkäufliche Salben und Arzneimittel, die bei eingerissenen Mundwinkeln helfen können. Es gibt dickere Salben, Lösungen zum Tupfen und vieles mehr, probieren Sie am besten einfach aus, was Ihnen gut tut und welche Variante Ihnen am ehesten hilft - falsch machen können Sie dabei nichts.

Zusätzlich sollte man folgendes beachten:

Die Mundwinkel sollten möglichst trocken sein. Denn in feuchten Ecken können sich Bakterien und andere Erreger besonders gut vermehren und Entzündungen auslösen.

Außerdem sollten Betroffene auf zu scharfe, saure oder salzige Speisen verzichten. Denn die Lebensmittel können die Mundwinkelrhagaden noch mehr reizen. Auch beim Zähneputzen sollte man vorsichtig sein und den Kontakt mit Zahnpasta an den empfindlichen Stellen vermeiden.

Nicht lecken!

Viele Betroffene neigen dazu, die entzündeten Mundwinkel mit der Zunge abzulecken, um den Schmerz zu lindern. Das allerdings sollte man auf keinen Fall tun. Zum einen bieten feuchte Ecken einen guten Unterschlupf für Keime, die sich dort vermehren können. Zum anderen kann der bakterienreiche Speichel neue Entzündungen im Mundwinkelbereich auslösen.

Salben, Tee und Honig gegen eingerissene Mundwinkel

Wie helfen Dexpanthenol, Kamille und Hamamelis?

Beruhigende Pflegeprodukte mit Dexpanthenol, Kamille oder Hamamelis wirken entzündungshemmend. Die schmerzhaften Stellen können mit den hautberuhigenden Salben dünn eingecremt werden.

Welche wundheilenden, desinfizierenden und schmerzstillenden Salben gibt es?

Zum Beispiel mit Lidocain, Myrrhe, Salbei oder wiederum Kamille: können direkt auf die entzündeten Mundwinkel aufgetragen werden.

Wie wirksam ist Salbeitee?

Um die Entzündung zu lindern, können die eingerissenen Mundwinkel regelmäßig mit einem Salbeisud betupft werden. Dafür zwei Teelöffel Salbeitee mit einer Tasse kochendem Wasser überbrühen.

Was kann ich zur Lippenpflege verwenden?

Vor allem im Winter sollte man immer einen Lippenpflegestift mit dabei haben, um spröden Lippen und eingerissenen Mundwinkeln vorzubeugen.

Fetthaltige Cremes (wie Vaseline, Lippenpflegestifte) können auch gegen eingerissene Mundwinkel bei Kindern helfen. Sie schützen die empfindlichen Stellen und sorgen dafür, dass der bakterienreiche Speichel abperlt und keine feuchten Ecken entstehen. Am besten man trägt die Creme vor dem Schlafen gehen, auf die Lippen auf.

Melkfett

Vor dem Schlafengehen kann zusätzlich etwas Melkfett auf die Lippen und Mundwinkel aufgetragen werden.

Honig

Honig wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Durch das Auftragen von Honig bildet sich ein Schutzfilm um die trockenen Lippen. Die Lippen bleiben dadurch geschmeidig und reißen nicht ein. Wichtig: Der Honig sollte nicht von den Lippen abgeleckt werden, denn das reizt die Haut zusätzlich. Wer möchte, kann auch eine Paste aus Honig und etwas Olivenöl herstellen. Die Salbe kann morgens und abends auf die eingerissenen Mundwinkel aufgetragen werden.

Zinksalbe

Auch Zinksalbe eignet sich gut zur Behandlung.

Behandlung beim Arzt

Wie behandelt der Arzt eingerissene Mundwinkel?

Im unbehandelten Zustand neigen die akuten Entzündungen mitunter zur Chronifizierung, mitunter auch zur Geschwürbildung. Nach 1- bis 2-wöchiger adäquater örtlicher Behandlung verschwinden die Faulecken normalerweise wieder.

Lieber zum Arzt

Der Besuch beim Arzt oder Kinderarzt lohnt sich also, da die entzündlichen Prozesse bei Mundwinkelrissen (Faulecken) recht hartnäckig sein und eine angemessene medizinische Behandlung erforderlich machen können. Die Behandlung von eingerissenen Mundwinkel kann je nach Befund und Diagnose sehr unterschiedlich ausfallen.

Folgende Behandlungsansätze sind gängig:

  • Fetthaltige Salben und Cremes: Wenn die eingerissenen Mundwinkel zum ersten Mal auftreten und nicht entzündet sind, kann bereits das Auftragen von speziellen fetthaltigen Salben oder Pasten helfen, die Symptome zu lindern.
  • Arzneimittel: Bei einer Infektion mit Hefepilzen, Herpes-Viren oder Bakterien wird der Arzt Salben oder Lotionen mit speziellen Wirkstoffen gegen den Krankheitserreger verschreiben.

Ggf. Kortison und Antibiotika

Gegen akute Entzündungsschübe können Kortison-Salben angewendet werden. Aufgrund der vielen Nebenwirkungen sollten diese Salben aber nur über einen äußerst begrenzten Zeitraum verwendet werden.

Sind bakterielle Infektionen Ursache für die eingerissenen Mundwinkel, wird mehrmals täglich eine Antibiotika-Salben direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Bei Pilzinfektionen werden vom Arzt antimykotische Salben verschrieben.

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
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  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
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Nina Schratt-Peterz, Ernährungsberaterin und medizinische Fachautorin

Nina Schratt-Peterz
Ernährungsberaterin und medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien
    Berufliche Stationen:
  • Online-Redakteurin für die jameda GmbH
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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

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Dr. med. Jörg Zorn
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  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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