Wie läuft die Vorsorgeuntersuchung für Prostatakrebs ab? Ab welchem Alter wird sie empfohlen und übernimmt die Krankenkasse die Kosten? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag.
Einführung
Ab wann und wie oft sollte man sich in der Krebsvorsorge die Prostata untersuchen lassen?
Die gesetzlich geregelte Krebsfrüherkennung sieht ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich die rektale Tastuntersuchung der Prostata vor ("Finger im Popo durch den Arzt"). Dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.
Der Sinn dieser Vorsorgeuntersuchung wird allerdings kontrovers diskutiert.
Zum einen ist die Tastuntersuchung nicht sehr zuverlässig. Wenn die Tumoren kleiner sind und auf der dem Darm abgewandten Seite liegen, werden sie auf diese Weise oft gar nicht entdeckt. Auch die Erfahrung des Arztes spielt hier eine Rolle, nicht jeder ist gleich sicher in seiner Beurteilung.
Kritische Stimmen zur Vorsorge
Zum anderen ist generell umstritten, inwieweit die Krebsvorsorge beim Prostatakrebs etwas bringt. Hintergrund des Disputs ist, dass das Prostatakarzinom ein vergleichsweise langsam wachsender Krebs des höheren Lebensalters ist. Inwieweit eine frühe Entdeckung somit überhaupt Vorteile bringt, ist strittig.
Viele Experten gehen davon aus, dass sich mit der frühen Diagnose keine Lebensjahre gewinnen lassen. Sie kritisieren, dass sich nach Entdeckung eines Prostatakarzinoms eine diagnostische und therapeutische Mühle mit all ihren belastenden Begleiterscheinungen in Gang setzt, die oft gar nicht notwendig gewesen wäre, weil viele der betroffenen Männer niemals etwas von ihrem Krebs bemerkt hätten und auch nicht daran gestorben wären. Von diesen Experten wird empfohlen, nur dann auf Prostatakrebs zu untersuchen, wenn Beschwerden vorliegen.
Die gleiche Diskussion wird auch beim PSA-Test geführt.
Ist die Teilnahme an den Krebsvorsorgeuntersuchungen Pflicht?
Nein. Die Teilnahme am gesetzlichen Früherkennungsprogramm ist für Männer freiwillig. Allerdings besteht für Männer, die nach dem 31. März 1962 geboren wurden, die Pflicht, sich über das Für und Wider der Vorsorgeuntersuchungen zumindest einmal beraten zu lassen.
Beim Arzt
Welche Ärzte führen Vorsorgeuntersuchungen für Prostatakrebs durch?
Die Krebsvorsorgeuntersuchung für Prostatakrebs bieten Hausärzte, hausärztliche Internisten und Urologen an. Hausärzte und Internisten überweisen für diese Untersuchung manchmal auch an einen Urologen, sind aber allemal ein guter erster Ansprechpartner.
Biopsie der Prostata
Wie geht eine Biopsie der Prostata vor sich?
Meistens wird die Nadel vom Enddarm aus in die Prostata eingeführt. Das Gerät, mit dem das geschieht, arbeitet automatisiert und sehr schnell. Dadurch sind die Schmerzen meist nur gering. Wo die Gewebeentnahmen erfolgen, kann der Arzt durch ein Ultraschallgerät prüfen.
In der Regel werden aus beiden Prostatahälften jeweils fünf Gewebeproben entnommen. Damit erreicht man eine höhere diagnostische Sicherheit, denn eine einzige Probe könnte das möglicherweise bestehende verdächtige Gewebe verfehlen.
Danach werden die Proben in ein Speziallabor geschickt und dort ausgewertet.
Wie lange dauert es, bis die Ergebnisse einer Biopsie der Prostata vorliegen?
Das kann ein paar Tage dauern. Manchmal auch ein bis zwei Wochen.
Nach der Gewebeentnahme müssen die Proben in ein Speziallabor geschickt werden. Dort werden sie mikroskopisch und mikrobiologisch untersucht. Danach wird der Befund an den Arzt geschickt. Es hängt immer etwas vom jeweiligen Labor und deren Auslastung ab, wie lange das insgesamt dauert. Leider ist man in diesen Laborpraxen nur bedingt sensibel dafür, wie quälend eine solche lange Wartezeit für die Betroffenen sein kann.
Biopsie der Prostata: das sollten Sie vorher wissen
Muss man für eine Biopsie der Prostata ins Krankenhaus?
Nein, die Untersuchung kann ambulant vorgenommen werden. Entweder im Krankenhaus oder einer urologischen Fachpraxis. Im Normalfall kann man direkt danach wieder nach Hause.
Ist bei einer Biopsie der Prostata eine örtliche Betäubung oder Narkose notwendig?
Es galt lange Zeit der Grundsatz, dass bei einer Biopsie der Prostata keine örtliche Betäubung oder gar Narkose notwendig ist. Zum Einen geht der Eingriff recht schnell, zum Anderen sind die Schmerzen gut auszuhalten.
In letzter Zeit wird dieser Grundsatz von einigen Experten aber in Frage gestellt. Die Begründung: Immer häufiger kommt es vor, dass mehrere Biopsien notwendig sind, um endgültige Sicherheit zu erlangen, oder dass Gewebe von verschiedenen Stellen der Prostata entnommen, die Nadel also mehrmals eingeführt werden muss.
Am besten, Sie besprechen das Thema mit Ihrem Arzt. Fragen Sie ihn ruhig nach einer örtlichen Betäubung, insbesondere dann, wenn mehrere Gewebeentnahmen geplant sind.
Warum müssen bei einer Biopsie der Prostata Antibiotika eingenommen werden?
Das ist eine Sicherheitsmaßnahme. Auch wenn es sich nur um einen kleinen Eingriff handelt, besteht auch bei der Entnahme von Gewebe immer die Gefahr von Infektionen. Deshalb werden zur Sicherheit meist begleitend Antibiotika verordnet.
Können Biopsien der Prostata zu einer Streuung von Krebszellen führen?
Nach derzeitigem Forschungsstand kann man davon ausgehen, dass eine Gewebeentnahme (Biopsie) der Prostata keinen negativen Einfluss auf einen möglicherweise vorhandenen Krebs (Prostatakarzinom) hat.
Diese weiterführende Untersuchungsmethode beschleunigt weder das lokale Wachstum der Krebszellen noch deren Absiedlung (Metastasenbildung) in andere Körperregionen. Ganz im Gegenteil: Eine Biopsie kann für Klarheit sorgen und den Krebs hoffentlich in einem frühen, noch heilbaren Stadium entdecken.
Biopsie erst bei begründetem Verdacht
Gewebeentnahmen werden nicht leichtfertig und auch nicht routinemäßig durchgeführt. In der Regel wird Ihnen Ihr behandelnder Arzt erst eine Biopsie der Prostata vorschlagen, wenn zuvor ein auffälliger digital-rektaler Tastbefund (Abtasten vom Enddarm aus) vorlag oder der PSA-Wert ungewöhnlich hoch war.
Bei einer Prostata-Biopsie werden unter Ultraschallkontrolle an verschiedenen Stellen kleine Gewebeproben des Organs entnommen und in einem Speziallabor untersucht. Falls die Untersuchung keinen Hinweis auf ein Prostatakarzinom geben sollte, der PSA-Wert im Verlauf jedoch weiter hoch bleibt oder sogar ansteigt, können erneute Biopsien erforderlich sein.
Keine Angst vor Wiederholungen
Eine wiederholte Entnahme von Prostatagewebe ist eher selten, kann aber unter bestimmten Umständen nötig und sinnvoll sein. Solche Rebiopsien schädigen grundsätzlich ebenfalls weder Ihre Prostata noch fördern sie das Tumorwachstum.
Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es sich bei solchen Untersuchungsmethoden ja um kleine operative Eingriffe handelt. Komplikationen sind zwar nicht an der Tagesordnung, können aber wie bei jeder OP eintreten.
Wissenswertes
Prostatakrebs: Wird die Früherkennung zu selten genutzt?
Ja, Männer sind Vorsorge-Muffel. Obwohl Prostatakrebs ab dem 50. Lebensjahr die häufigste Krebsart beim Mann ist, nutzen die wenigsten die Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung. Das geht aus aktuellen Daten der Krankenkassen hervor.
In den alten Bundesländern nutzt nur jeder siebte Mann die kostenlose Möglichkeit der Früherkennung. In den neuen Bundesländern ist die Quote noch geringer: Nur jeder zehnte Mann lässt sich hier vorsorglich auf Prostatakrebs untersuchen.
Früherkennung erhöht Chancen...
Ist es die Angst vor der Krebsdiagnose? Die Unlust auf die Untersuchungs-Arie? Wie auch immer, rational ist die Entscheidung gegen die Vorsorge falsch. Denn früh erkannt, gibt es beim Prostatakarzinom sehr gute Chancen auf vollständige Heilung, sagen zumindest viele Experten. Das hängt damit zusammen, dass die Tumoren normalerweise eher langsam wachsen.
Standarduntersuchung bei der Früherkennungsdiagnostik ist die sogenannte rektale Untersuchung. Dabei führt der Arzt den behandschuhten Finger in den After ein und tastet von dort aus die Prostata ab. Die Untersuchung geht schnell und ist schmerzfrei.
Hat die Prostatakrebsvorsorge auch Nachteile?
Kritiker führen allerdings nicht ganz zu Unrecht an, dass die Methode auch sehr fehleranfällig ist. Soll heißen: Nicht alle Tumoren werden auf diese Weise entdeckt, schon gar nicht, wenn sie noch mikroskopisch klein sind. Das gilt im übrigen auch für den sogenannten PSA-Test, bei dem das prostataspezifische Antigen (PSA) im Blut gemessen wird. In der Nachdiagnostik bei bereits behandeltem Prostatakrebs etabliert, ist auch diese Methode in der Früherkennung umstritten, weil unzuverlässig.
Aber das sollte Sie nicht abhalten, zur Vorsorge zu gehen. Denn fest steht, dass die Früherkennungsuntersuchungen einige Tumoren entdecken, die sonst erst viel später aufgefallen wären.
Quellen:
- Manski, D. (2017) Urologielehrbuch.
- Schmelz et al. Facharztwissen Urologie.