Wieso besteht bei Krebs die Gefahr einer Mangelernährung? Was bringt eine "Krebsdiät"? Hilft eine Trinknahrung bei Krebs? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten rund um die Ernährung während der Krebstherapie.
Bedeutung der Ernährung bei Krebs
Wieso besteht bei Krebs die Gefahr einer Mangelernährung?
Krebs und Gewichtsverlust
Krebs und Ernährung hängen in vielfältiger Weise miteinander zusammen. Eine Krebserkrankung "zehrt" im wahrsten Sinne des Wortes an den Kräften und Ressourcen der Betroffenen. Oft verlieren Erkrankte schon vor der Diagnose deutlich an Gewicht – ein Alarmsignal, das dringend abgeklärt werden sollte. Das liegt u.a. daran, dass der Stoffwechsel insgesamt verändert ist. Bei einer Tumorerkrankung kommt es zu einer Art Stress- bzw. Entzündungsreaktion im Körper. Dadurch wiederum ändert sich die Körperzusammensetzung. So wird z.B. die Muskelmasse weniger.
Steht die Diagnose fest, müssen Betroffene den Schock erst einmal "verdauen". Der Appetit lässt nach, der Stellenwert des Essens rückt in Anbetracht der einschneidenden neuen Lebenssituation in den Hintergrund. Die Energiezufuhr lässt nach.
Krebstherapie: Auswirkungen auf den Appetit
Schlägt die Krebs-Behandlung auf den Appetit?
Leider ja. Im weiteren Verlauf spielt vor allem die Behandlung eine große Rolle. Sowohl eine Operation, als auch eine Chemotherapie oder Bestrahlung sind strapazierend und können sich unmittelbar auf den Ernährungszustand der Erkrankten auswirken. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Verstopfung, Geschmacksstörungen und Entzündungen der Schleimhaut in Mund und Rachen verleiden vielen Betroffenen jegliche Freude und den Genuss beim Essen.
Die unzureichende Nahrungsaufnahme wiederum wirkt sich negativ auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus. Denn gerade jetzt braucht der Körper Energie, um sich gegen den Krebs zu wehren und der Therapie standzuhalten. Ein geschwächter Organismus wird anfälliger, die Gefahr für Infektionen steigt. Die zunehmende Schwäche macht es anstrengender, sich zu bewegen. Durch die Immobilität sinkt die Muskelmasse weiter.
Stimmt es, dass zu wenig Essen auch Depressionen auslösen kann?
Das wird vermutet. Denn nicht nur dem Körper macht eine eingeschränkte Nahrungsaufnahme zu schaffen. Sie schlägt auch aufs Gemüt und dämpft die Lebensgeister. Studien belegen einen direkten Zusammenhang zwischen Energie-/Eiweißaufnahme und Lebensqualität. Auch Depressionen sind häufiger, wenn die Ernährung unzureichend ist.
Bestimmen Sie selbst!
Sie sehen also, wie wichtig das Thema Ernährung bei Krebs ist, und zwar sowohl bei der Entwicklung der Erkrankung als auch während und nach der Behandlung zur Vorbeugung eines Wiederaufflammens des Tumors. Nicht zuletzt können die Betroffenen durch die Ernährung auch selbst Einfluss nehmen und ihren Körper im Kampf gegen den Krebs zu unterstützen. Es tut sehr gut, wenn man weiß, dass man der Erkrankung nicht machtlos ausgeliefert ist, sondern ihr auch selbst aktiv etwas entgegensetzen kann.
Mit Ernährung und Heilpflanzen gegen Krebs: Was ist gesichert?
Ernährungstherapie bei Krebs
Was bringt eine "Krebsdiät"?
Vorsicht mit solchen Angeboten. Es gibt zwar Empfehlungen, worauf Betroffene mit einer Krebserkrankung bei der Ernährung achten sollten, eine spezielle Ernährung oder "Krebsdiät" gibt es allerdings nicht. Außerdem ist die Ernährung als unterstützende Maßnahme zwar wichtig, kann aber die weitere Behandlung nicht ersetzen, wie es manchmal von besonders eifrigen Verfechtern einer bestimmten Kost propagiert wird.
Fastenkuren und einseitige Kost können gefährlich sein
Es kursiert eine ganze Reihe an verschiedenen "Krebsdiäten", die zum Teil als wahre Wundermittel gegen Krebs angepriesen werden. Sie basieren auf unterschiedlichen Prinzipien. Dazu gehören z.B. eine Entgiftung und Reinigung des Körpers, die Unterstützung des Stoffwechsels, die Aktivierung des Immunsystems oder auch ein direkter Angriff auf den Tumor. Richtig gefährlich können Fastenkuren sein, mit denen der Krebs "ausgehungert" werden soll, sowie jede einseitige Ernährungsform.
Dabei gibt es durchaus Ansätze, die sinnvoll und unterstützend sein können. So wird z.B. diskutiert, ob eine erhöhte Fettzufuhr im Einzelfall förderlich sein könnte. Belege für eine positive Wirkung einer speziellen Krebsernährung gibt es allerdings nicht.
Wenn Sie sich für das Thema interessieren und sich etwas Gutes tun wollen, sprechen Sie daher unbedingt mit Ihrem Arzt. Auch eine Ernährungsberatung kann sehr sinnvoll sein.
Trinknahrung während der Krebstherapie: Wie sinnvoll ist sie?
Hilft eine Trinknahrung bei Krebs?
In vielen Fällen ja. Es kommt allerdings auf die individuelle Situation an. Menschen mit einer Krebserkrankung, die kein Anzeichen für eine Mangelernährung zeigen, brauchen in der Regel auch keine zusätzliche Trinknahrung. Kam es hingegen durch den Tumor oder durch die Behandlung zu einem relevanten Gewichtsverlust, ist eine Nährstoffzufuhr über eine Trinknahrung oft sinnvoll.
Ab wann wird eine Trinknahrung empfohlen?
Ob tatsächlich eine Mangelernährung vorliegt, kann der Arzt feststellen, unter anderem über eine Messung des BMI (Body Mass Index). Der eher aus der Übergewichtsproblematik bekannte BMI zeigt eine ernste Mangelversorgung an, wenn er unter 18,5 liegt. Meist haben aber auch die Betroffenen und ihre Angehörigen ein recht gutes Gespür dafür, ob mit dem Essen und dem Gewicht noch alles stimmt.
Aus medizinischer Sicht wird ein Mensch auch als mangelernährt eingestuft, wenn das Gewicht in den letzten drei bis sechs Monaten mehr als 10% gesunken ist – soweit das ungewollt passiert ist.
Was ist in Trinknahrung enthalten und was muss noch ergänzt werden?
Die zusätzliche Hilfe mit einer Trinknahrung ist in solchen Fällen durchaus eine überlegenswerte Option. Die kleinen Fläschchen mit Milch- oder Fruchtgeschmack enthalten je nach Produkt mehr oder minder eine Komplettabdeckung aller wichtigen Nährstoffe (Eiweiße etc.) und Mineralien. Es gibt aber auch Spezialprodukte, wenn es vor allem an einem bestimmten Nahrungsbestandteil mangelt. Gerade bei Appetitmangel wegen Übelkeit oder entzündeten Schleimhäuten sind Trinknahrungs-Produkte leichter aufzunehmen als normale Mahlzeiten. Allerdings sollte immer versucht werden, die „normale“ Nahrungszufuhr so gut es geht aufrechtzuerhalten, die Trinknahrung also als zusätzliche Hilfe und nicht als Komplettersatz einzusetzen.
In jedem Fall ist ein gesunder Ernährungszustand sehr wichtig – gerade bei einer Krebserkrankung. So ist nachgewiesen, dass die Tumorbehandlung besser verkraftet wird, wenn der Körper ausreichend versorgt ist. Deshalb wird eine Ernährungstherapie von Ärzten auch häufig schon im Vorfeld der Behandlung empfohlen und angesetzt, um die drohende Mangelsituation gar nicht erst entstehen zu lassen.