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Welche Symptome verursacht eine Unverträglichkeit von Fruchtzucker? Was kann ich gegen die Beschwerden tun und worauf muss ich bei der Ernährung achten? Mehr dazu in diesem Beitrag.

Grundlagen

Was ist der Unterschied zwischen Fruktoseintoleranz und -unverträglichkeit?

Die beiden Begriffe klingen zwar sehr ähnlich und werden im Alltag fälschlicherweise auch synonym verwendet, beschreiben jedoch zwei unterschiedliche Krankheitsbilder.

Fruktoseintoleranz – seltene Erbkrankheit

Die deutlich seltener vorkommende hereditäre Fruktoseintoleranz ist eine angeborene Stoffwechselstörung. Betroffenen fehlt ein wichtiges Enzym, welches zur Aufspaltung des Fruchtzuckers benötigt wird – die Fruktose-1-Phosphat-Aldolase. Dadurch kommt es bei Aufnahme von Fruktose zu Anreicherungen der unverdaulichen Zuckermoleküle in verschiedenen Organen, die wiederum gefährliche Funktionsstörungen zur Folge haben können.

Fruktoseunverträglichkeit – auch Fruktosemalabsorption genannt

Wesentlich häufiger kommt die sogenannte Fruktosemalabsorption vor, hier fehlt den Betroffenen kein wichtiges Enzym, sondern der für die Aufnahme von Fruktose zuständige Transporter im Darm – GLUT5 genannt – funktioniert nicht richtig. Dadurch kann weniger Fruchtzucker als bei gesunden Menschen aufgenommen werden und es kommt durch den erhöhten Fruktosegehalt im Darm zu den typischen Beschwerden wie Durchfall, Völlegefühl und Blähungen.

Im folgenden Beitrag wird vor allem auf die deutlich häufigere Fruktosemalabsorption eingegangen, der Übersicht halber sprechen wir konsequent von Fruktoseunverträglichkeit oder – malabsorption, um Verwechslungen mit der seltenen Erbkrankheit (hereditäre Fruktoseintoleranz) auszuschließen.

Wie häufig ist die Fruktoseunverträglichkeit?

Tatsächlich kommt die Unverträglichkeit von Fruktose relativ häufig vor. Bei Erwachsenen liegen die Zahlen zwischen 10 % und 30 %, bei Kleinkindern sogar noch etwas höher.

Häufig wird die Erkrankung lange Zeit nicht erkannt und die Betroffenen leiden teilweise jahrelang unter den Beschwerden. Da die typischen Symptome wie Blähungen, Durchfall und Völlegefühl bei vielen Erkrankungen vorkommen, wird oftmals nicht gleich an eine Fruktoseunverträglichkeit gedacht. Hinzu kommt, dass die Beschwerden auch von Person zu Person variieren können, bei dem einen sind sie stark ausgeprägt, andere merken hingegen kaum etwas davon.

Symptome

Welche Beschwerden treten typischerweise bei einer Fruktoseunverträglichkeit auf?

Zu den typischen Beschwerden einer Fruktosemalabsorption gehören:

  • Durchfall
  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • breiige Stuhlkonsistenz
  • Verstopfung (Obstipation)
  • aufgeblähter Bauch
  • Bauchschmerzen

Wann treten die Beschwerden typischerweise auf?

Da die Symptome direkt mit der Menge an Fruktose im Darm zusammenhängen, erscheint es logisch, dass die Beschwerden vor allem nach Mahlzeiten mit hohem Fruchtzuckergehalt auftreten. Typischerweise nicht direkt nach dem Essen, sondern wenn die Verdauung in vollem Gange ist.

Ein gesunder Darm kann normalerweise eine Menge von ca. 35 g Fruktose aufnehmen, bei einer Fruktoseunverträglichkeit liegt diese Grenze deutlich tiefer. Laut Definition spricht man von einer Fruktosemalabsorption, wenn weniger als 25 g Fruchtzucker resorbiert werden können. Der tatsächliche Wert ist jedoch bei jedem Betroffenen unterschiedlich, so erklärt sich auch die unterschiedliche Ausprägung der Beschwerden.

Wie unterscheidet sich die Fruktoseunverträglichkeit von anderen Erkrankungen?

Das ist leider häufig gar nicht so einfach. Gerade Lebensmittelunverträglichkeiten wie Gluten-, Laktose- oder Eiweißunverträglichkeiten äußern sich mit sehr ähnlichen Beschwerden wie Durchfall, Blähungen und anderen Verdauungsunregelmäßigkeiten. Hier hilft es Betroffenen und auch dem behandelnden Arzt die eigenen Ernährungsgewohnheiten genauer zu beobachten:

  • Wann treten die Beschwerden auf? (Vor dem Essen, während oder nach dem Essen)
  • Sind die Beschwerden nach bestimmten Speisen schlimmer? (Fettigem Essen, Süßigkeiten, Obst, Milchprodukten, Nudeln und Brot)
  • Leiden andere Familienmitglieder nach dem Essen unter ähnlichen Beschwerden oder bin ich der einzige?

Schreiben Sie solche Beobachtungen am besten auf. Häufig hilft es allein schon, bewusster auf die Ernährungsgewohnheiten und die Beschwerden zu achten, um den Auslöser zu finden.

Abgrenzung von Notfällen

Wenn starke Bauchschmerzen hinzukommen ist Vorsicht geboten. Ärzte fassen plötzlich auftretende, starke Bauchschmerzen in Kombination mit einer sogenannten Abwehrspannung (harter Bauch, Schmerzen werden bei Berührung schlimmer) unter dem Begriff „akutes Abdomen“ (Abdomen heißt Rumpf/ Bauch) zusammen. Hier können verschiedene Krankheitsbilder wie eine akute Blinddarm-, Gallenblasen- oder Bauchspeicheldrüsenentzündung die Ursache sein, aber auch viele andere Erkrankungen wie ein Magengeschwür, Darmverschluss oder Durchblutungsstörungen.

Ist dies der Fall, sollte zeitnah eine Behandlung erfolgen. Bei all diesen Krankheitsbildern setzen die Schmerzen in der Regel jedoch relativ plötzlich ein und sind sehr stark ausgeprägt. Bei einer Fruktoseunverträglichkeit sind die Bauchschmerzen schwächer und vor allem begleitet von anderen Beschwerden wie Verdauungsproblemen und einem Völlegefühl nach dem Essen.

Diagnostik

Wie stellt der Arzt fest, ob eine Fruktosemalabsorption vorliegt?

Zunächst wird bei einem Verdacht auf eine Fruktoseunverträglichkeit ein sogenannter Auslassversuch durchgeführt. Dabei muss der Betroffene über einen festgelegten Zeitraum eine strikte fruktosearme Ernährung einhalten. Bessern sich die Beschwerden unter dem speziellen Speiseplan, liegt der Verdacht nahe, dass eine Fruktosemalabsorption besteht.

Im Anschluss daran kann zusätzlich ein spezieller Test durchgeführt werden – der H2-Atemtest. Dabei muss der Betroffene eine speziell gemischte Fruktose-Wasser-Mischung (25 g Fruktose in 250 ml Wasser) trinken und dann wird alle 20 min der Wasserstoff-Gehalt (H2, daher auch der Name) in der Ausatemluft gemessen. Zusätzlich werden alle auftretenden Beschwerden notiert und im Anschluss ausgewertet. Steigt der Wasserstoff-Wert im Verlauf an, spricht dies für das Vorliegen einer Fruktoseunverträglichkeit.

Wird der H2-Atemtest nicht bei einer Laktoseintoleranz durchgeführt?

Das ist absolut richtig. Beide Unverträglichkeiten werden mit nach dem gleichen Prinzip getestet – dem H2-Atemtest. Der einzige Unterschied liegt in der Zusammensetzung der Trinklösung. Je nach dem was Sie testen wollen, wird dem Wasser entweder Fruktose oder Laktose zugesetzt. In beiden Fällen wird im Anschluss in festgelegten zeitlichen Abständen (20 min) der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft gemessen.

Mehr Zucker für die Bakterien – mehr Wasserstoff

Der gemessene Wasserstoff (H2) entsteht im Dickdarm durch dort angesiedelte Bakterien. Diese verstoffwechseln die Zuckerprodukte (Laktose und Fruktose) und als Endprodukt entsteht unteranderem Wasserstoff, der anschließend in der Ausatemluft gemessen werden kann. Je weniger von den Zuckern über die Darmschleimhaut aufgenommen wird, desto mehr Zucker bleibt sozusagen für die Bakterien – und in weiterer Folge steigt somit auch der Wasserstoffgehalt, der über den Blutkreislauf in die Lunge transportiert und dort abgeatmet wird. So kann eine Fruktose- oder Laktoseintoleranz nachgewiesen werden.

Behandlung

Wie wird eine Fruktoseunverträglichkeit behandelt?

Die gute Nachricht ist: Sie benötigen keine Medikamente, um die Beschwerden zu bessern. Allerdings lässt sich eine Fruktoseunverträglichkeit auch nicht im klassischen Sinne heilen. Die einzige Möglichkeit die Symptome dauerhaft zu lindern ist eine strikte Reduktion der Fruktosemenge auf Ihrem Speiseplan.

Jeder Betroffene hat eine individuelle Restfunktion des Fruktose-Transporters im Darm, wodurch auch die Menge an Fruktose variiert, die noch normal aufgenommen werden kann. Bei manchen führt also bereits eine kleine Menge Fruktose zu den typischen Beschwerden, andere wiederum vertragen etwas mehr von dem Fruchtzucker. Diesen Schwellenwert können Sie am besten selbst herausfinden.

3-Phasen-Modell der Ernährungstherapie

Steht die Diagnose fest, empfiehlt es sich zunächst eine strikte Fruktose-Karenz einzuhalten und auf jegliche Fruchtzucker-Aufnahme zu verzichten. Auch Alkohol sollten Sie in dieser Zeit vermeiden. Die Dauer dieser konsequenten Diät hängt von Ihren Beschwerden ab, in der Regel wird sie für maximal zwei Wochen empfohlen.

Im Anschluss beginnt die Austestung Ihres individuellen Schwellenwertes. Dazu wird Ihr Speiseplan in den nächsten Wochen Schritt für Schritt um Fruchtzucker-Produkte erweitert (verschiedene Obstsorten, fruktosemodifizierte Kost).

Ausreichend Nährstoffe trotz Diät

Wenn Sie Ihre Fruktose-Menge gefunden haben, die Sie ohne Beschwerden vertragen, wird Ihr Arzt zusammen mit Ihnen einen dauerhaften Ernährungsplan erstellen. Hier gilt es vor allem darauf zu achten, dass Sie trotz der Einschränkungen Ihren Nährstoffbedarf im Alltag decken. Dieser Plan ist sehr individuell auf Sie zugeschnitten und wenn Sie sich konsequent daran halten, haben Sie gute Chancen, dass Sie beschwerdefrei durchs Leben gehen.

Ernährung

Welche Lebensmittel sind bei einer Fruktoseunverträglichkeit erlaubt?

Folgende Lebensmittel enthalten vergleichsweise wenig Fruktose und können daher bei einer Fruktoseunverträglichkeit mit auf den Speiseplan. Anders sieht es bei einer richtigen Fruktoseintoleranz aus (seltene Erbkrankheit), in diesem Fall muss eine sehr strikte Diät eingehalten werden, da jede Fruktoseaufnahme zu schädigenden Ablagerungen in den einzelnen Organen führen kann.

Diese Lebensmittel haben einen geringen bis gar keinen Fruchtzucker-Gehalt:

  • Getreideprodukte
  • Kartoffeln
  • Milchprodukte (natürliche, ohne Zucker- und Fruchtzusatz)
  • grünes Gemüse (Spinat, Kräuter, Blattsalat, Mangold)
  • Nüsse (Vorsicht: keine Erdnüsse!)
  • Fisch und Fleisch
  • Kaffee, Tee
Welche Lebensmittel darf ich nicht essen bei einer Fruktoseunverträglichkeit?

Folgende Lebensmittel enthalten größere Mengen Fruchtzucker und sollten bei einer Fruktoseunverträglichkeit vermieden werden:

  • Obst (auch Smoothies, Trockenobst und Süßigkeiten mit Obstzusatz)
  • Gemüse: Artischocken, Brokkoli, Tomaten, Karotten, Kürbisse, Auberginen
  • Honig
  • Fruchtsäfte und Früchtetees
  • Wein und Most
Warum ist bei Fruktoseunverträglichkeit auch Sorbit nicht erlaubt?

Sorbit ist ein sogenannter Zuckeralkohol, der häufig als Zuckeraustauschstoff in industriell hergestellten Lebensmitteln vorkommt. Sorbit wird über den gleichen Transporter im Darm aufgenommen wie Fruktose. Demnach konkurrieren beide Stoffe um die gleiche Aufnahmestelle, weswegen bei hohen Mengen Sorbit im Essen noch weniger Fruktose als ohnehin schon aufgenommen werden kann.

Außerdem wird Sorbit im Stoffwechsel zu Fruktose umgewandelt wird. Deshalb sollten Menschen mit einer Fruktoseunverträglichkeit auch kein Sorbit zu sich nehmen. Achten Sie vor allem beim Einkaufen von fertigen Lebensmitteln auf die genaue Zusammensetzung und die enthaltenen Inhaltsstoffe.

Quellen:

  • Herold G et al. Innere Medizin (2004).
  • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie, verfügbar unter: https://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/StellungnahmeFruktosemalabsorption2010.pdf

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Chiara Grabmann, Ärztin

Dr. med. Chiara Grabmann
Ärztin

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
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  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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