Unter Schirmherrschaft der
Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V.
Navigator-Medizin.de
   X   

[Krankheiten von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Medikamente von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Diagnostik & Laborwerte von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Therapieverfahren von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Gesundheitsthemen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Symptome von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   
Suche

Wie gefährlich ist eine Muskelbrücke (Myokardbrücke)? Was versteht man unter einer Muskelbrücke am Herzen? Wie stellt der Arzt fest, ob ich eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) habe? Und muss eine solche anatomische Variante behandelt werden?

Antworten auf diese und weitere Fragen zur Muskelbrücke (Myokardbrücke) finden Sie in folgendem Beitrag.

Basiswissen

Was ist eine Muskelbrücke (Myokardbrücke)?

Bei einer Muskelbrücke (Myokardbrücke) drückt der Herzmuskel von außen auf eine Teilstrecke eines Herzkranzgefäßes. Oft handelt es sich um einen Zufallsbefund ohne Beschwerden.

Herzkranzgefäße im Muskel

Myokardbrücken kommen gar nicht so selten vor. Die Angaben zu ihrer Häufigkeit in der Bevölkerung schwanken allerdings stark. Aber was hat man sich unter einer Brücke im Herzen genau vorzustellen?

Das Herz besteht aus einem Muskel mit vier Höhlen. Es wird über drei große Herzkranzgefäße mit frischem Blut und Sauerstoff versorgt. Sie heißen LAD (left anterior descending) beziehungsweise RIVA (ramus interventricularis), RCX (right circumflex) und RCA (right coronary artery).

Die Hauptadern liegen dabei dem Herzmuskel von außen an. Kleine Äste ziehen dann in und durch seine Wände und bringen das Blut zu den Zellen. Bei einer Myokardbrücke verläuft ein Teil des Gefäßes jedoch nicht auf, sondern unter beziehungsweise innerhalb der Herzmuskulatur.

Brustschmerzen sind selten

Die Herzmuskelzellen werden während der Entspannungsphase (Diastole) durchblutet. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Kranzgefäß, selbst wenn eine Muskelbrücke über ihm liegt, offen und frei durchgängig. Erst in der Pumpphase, beim Zusammenziehen des Herzens (Systole), kann die Myokardbrücke so ungünstig auf die Ader drücken, dass sie sie einengt. In der Regel aber, ohne Beschwerden auszulösen.

Lange ging man daher bei Myokardbrücken davon aus, dass es sich lediglich um eine gutartige angeborene Gefäßvariante handelt, die keiner weiteren Therapie bedarf. Es gibt aber doch Menschen, bei denen die Durchblutung eingeschränkt wird. Sie leiden unter Brustschmerzen (Angina pectoris), Luftnot oder auch Rhythmusstörungen. In schweren, aber sehr seltenen Fällen kann auch ein Herzinfarkt auftreten.

Ob eine Myokardbrücke die Durchblutung einschränkt und Beschwerden auslöst, hängt dabei auch davon ab, wie tief sie reicht, wie lang der betroffene Gefäßabschnitt ist und ob zusätzliche Gefäßveränderungen wie Knicke oder Schlenker ("kinking") oder eine koronare Herzkrankheit (KHK) vorliegen. Auch Bluthochdruck und verdickte Herzwände spielen eine Rolle.

Diagnose

Wie stellt der Arzt fest, ob ich eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) habe?

Eine Muskelbrücke können Mediziner zum Beispiel in einer Koronarangiographie (Katheteruntersuchung) nachweisen. Hier sehen sie, ob das Gefäß während der Pumpaktion des Herzens eingeengt wird. Ist der Befund eindeutig, sprechen sie von einem "systolischen Milking". Auch andere Untersuchungsmethoden wie Cardio-CT und Cardio-MRT können eingesetzt werden.

Behandlung

Wie wird eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) behandelt?

Eine Muskelbrücke (Myokardbrücke) wird in der Regel mit Medikamenten behandelt. Voraussetzung ist, dass Sie Beschwerden haben. In schweren, aber seltenen Fällen kann auch eine Herz-Operation erforderlich sein. Stents (Gefäßgitterchen) werden eher zurückhaltend eingesetzt.

Behandlung mit Beta- und Kalziumkanalblockern

Wenn Sie unter Herzbeschwerden leiden, beginnen Ärzte meist zunächst eine Therapie mit Medikamenten. Hierzu gehören unter anderem Betablocker wie zum Beispiel Bisoprolol. Sie entschleunigen den Puls und verlängern die Entspannungsphase (Diastole) zwischen den einzelnen Herzschlägen. Die Zeit für die Durchblutung nimmt zu, die Schmerzen und Luftnot ab.

Neben Betablockern verschreiben Ärzte auch Kalziumkanalblocker wie Diltiazem. Sie führen zusätzlich zu einer Entspannung der Gefäßwand. Medikamente wie Nitroglycerin hingegen sollten Sie vermeiden. Wenngleich es bei Angina pectoris im Rahmen einer koronaren Herzkrankheit typischerweise hilft, kann es bei einer Muskelbrücke die Beschwerden verstärken.

Eine Operation ist selten notwendig

Sind alle konservativen (medikamentösen) Behandlungsmöglichkeiten erschöpft, der Leidensdruck aber noch groß, kann eine Bypass-Operation (Herzoperation) erforderlich sein. Hier wird aus einem körpereigenem Gefäßabschnitt (oft einer Vene aus dem Bein oder einer Arterie aus dem Brustkorb) ein Umgehungskreislauf für den Blutfluss gelegt. Manchmal können Mediziner die Muskelbrücke auch spalten (Myotomie).

Metallgitterchen, sogenannte Stents, wie Mediziner sie bei der koronaren Herzkrankheit bei Verkalkung der Gefäßwände einsetzen, sollten bei Muskelbrücken nur mit Vorsicht verwendet werden. Ihr Nutzen ist nicht sicher nachgewiesen. Zudem können nach einer Zeit sogenannte Stent-Thrombosen auftreten, Verschlüsse des Gefäßes im Stentbereich.

Wichtig: Grundsätzlich sollten alle begleitenden Erkrankungen wie ein Bluthochdruck oder eine zusätzliche koronaren Herzkrankheit ebenfalls optimal eingestellt und behandelt werden. Dies hat großen Einfluss auf das Ausmaß Ihrer Beschwerden. Welche der Therapieoptionen für Sie die richtige ist, entscheidet Ihr behandelnder Kardiologe, gegebenenfalls auch gemeinsam mit einem Herzchirurgen.

Quellen:

  • Böhm R, Niederseer D. Koronaranomalien und Muskelbrücken: Varianten, Therapieoptionen und Sport. 2019:26-28.

Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Susanne Endres, Fachärztin für Innere Medizin

Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin

    Studium:
  • Freie Universität Berlin
    Berufliche Stationen:
  • Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin Reinickendorf
  • McGaw Medical Center of Northwestern University, Chicago

mehr Informationen

Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

mehr Informationen

Navigations-Menü & weitere Artikel zum Thema Top

Dr. med. Susanne Endres, Fachärztin für Innere Medizin

Autorin
Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin

mehr Informationen

 

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

mehr Informationen