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Was sind die typischen Anzeichen für eine Borreliose? Infiziert man sich nur durch einen Zeckenbiss, oder ist die Krankheit auch von Bremsen und Stechmücken übertragbar? Und wie sieht die Therapie aus? Antworten auf diese und weitere Fragen zum Thema Borreliose finden Sie in folgendem Beitrag.

Basiswissen

Was genau ist eine Borreliose?

Die Borreliose (Lyme-Krankheit, Lyme-Borreliose) ist eine bakterielle Infektion, deren Erreger (Borrelia burgdorferi) fast ausschließlich durch Zeckenbisse übertragen wird. Borreliose ist in unseren Breitengraden die mit Abstand häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung.

Etwa 15% der Zecken in Deutschland sind mit den Borrelien infiziert, bestimmte Risikogebiete wie bei der FSME gibt es nicht. Das Erkrankungsrisiko nach Biss einer infizierten Zecke beträgt etwa 1% und liegt damit wesentlich höher als das der FSME, wobei eine gleichzeitige Übertragung möglich ist.

Spätsymptome oft erst nach Jahren

Die Borrelien breiten sich im Körper nur sehr langsam aus, deshalb treten die vielfältigen Spätsymptome zum Teil erst nach Jahren auf. Entscheidend ist es, die Erkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen und antibiotisch zu behandeln, um schwere Verlaufsformen möglichst zu vermeiden.

Zu den Krankheitsanzeichen zählen eine Hautrötung um die Einstichstelle, die nach einigen Tagen bis etwa vier Wochen nach dem Zeckenstich auftritt und sich in etwa zwei Drittel der Fälle kreisförmig ausbreitet, während sie innen wieder verblasst (Wanderröte bzw. Erythema migrans). Manchmal kommt es begleitend zu grippeähnlichen Symptomen.

Typischer Verlauf nach den ersten Wochen

Lange Zeit (Wochen bis Jahre) später geht die Erkrankung bei etwa 10–20% der infizierten Personen in das Stadium der Nervenborreliose (Neuroborreliose) über. Dann kann es zu vielfältigen Beschwerden wie z.B. hartnäckigen Nervenschmerzen, Gesichtslähmungen, Störungen der Tastempfindung oder Sehproblemen kommen. Weitere mögliche Folgeerscheinungen sind eine Herzmuskelentzündung und Gelenkentzündungen, die bevorzugt an Knie- und Fußgelenken (Lyme-Arthritis) auftreten. Vielfach leiden die Patienten zudem unter einem starken Erschöpfungsgefühl und an ständiger Müdigkeit.

In seltenen Fällen kann es als Spätfolge auch zu einer chronischen Hauterkrankung kommen, bei der die Haut an Händen und Füßen bläulich und dünn wie Pergamentpapier wird (Akrodermatitis atrophicans). Wegen des vielfältigen Beschwerdebildes wird die Borreliose auch als „Chamäleon der Medizin“ bezeichnet.

Was ist eine Neuroborreliose?

Die Neuroborreliose ist eine Komplikation der Borrelien-Infektion. Es kommt dabei zu einem Befall des Nervensystems. Wochen bis Monate nach der Infektion mit den Borrelien (das sind die für die Borreliose verantwortlichen Bakterien) kommt es dann zu einer Entzündung von Nervenzellen, Nervenwurzeln oder auch der Hirnhäute.

Anzeichen für eine Neuroborreliose

Es handelt sich bei der Neuroborreliose um eine sogenannte Spätmanifestation der Erkrankung. Allerdings ist der zeitliche Ablauf von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Typisch ist ein Auftreten der Nerven-Symptome einige Monate nach den ersten Hauterscheinungen der Borreliose. Allerdings kann diese Zeitpanne mitunter auch viel länger sein, in anderen Fällen treten die ringförmigen Hautrötungen (Erythema migrans) fast zeitgleich mit dem Nervenbefall auf.

Am ehesten kommt es zu einer Neuroborreliose, wenn die ursprüngliche Infektion mit den Borrelien zu spät oder gar nicht erkannt wurde. Dann nämlich haben die auslösenden Bakterien die Möglichkeit, sich im Körper festzusetzen.

Ursachen

Kann ich mich beim Entfernen einer Zecke mit Borreliose anstecken?

Nein. Das Entfernen der Zecke ist für denjenigen, der sie entfernt, ungefährlich. Eine Borreliose kann man dadurch nicht bekommen. Das gilt im Regelfall auch dann, wenn man die Zecke dabei berührt (bei Benutzen einer Zeckenzange kann man im übrigen selbst das komplett vermeiden). Eine Ausnahme ist unten beschrieben.

Die Erklärung: Die Borrelien, also die Bakterien, die die Borreliose auslösen, ruhen im Darm der Zecke. Übertragen werden sie erst, wenn die Zecke mit ihrer Blutmahlzeit beginnt. Soweit denn die Zecke überhaupt mit Borrelien befallen ist. Es besteht also nur Gefahr für den Gebissenen, nicht für den Entferner. Eine Übertragung über die Haut ist ausgeschlossen, weshalb eine Infektion beim bloßen Berühren der Zecke nicht zu befürchten ist.

Allerdings sollten Sie dennoch darauf achten, dass Sie beim Zerdrücken der Zecke nicht mehr mit dieser in Kontakt kommen – vor allem, wenn Sie irgendwo wunde Hautstellen haben. Damit ist gewährleistet, dass keine Erreger aus dem Inneren der Zecke über Hautwunden in den Körper gelangen.

Infektion mit Borreliose

Erkrankt jeder, der mit Borrelien in Kontakt gekommen ist, an Borreliose?

Nein. Wie bei den meisten Erkrankungen ist es auch beim Kontakt mit Borrelien möglich, dass das Immunsystem den Erreger rechtzeitig und selbstständig eliminiert. Nicht jeder Biss einer Zecke mit Borrelien-Befall muss also zur Erkrankung führen.

Mit Tarnkappe unterwegs

Allerdings haben die Borrelien (eine Bakterien-Art aus der Familie der Spirochäten) einen Trick drauf, der es dem Immunsystem sehr schwer macht, sie zu vernichten. Sie können ihre Zellhülle immer wieder verändern. Weil die Ummantelung der Bakterienzellen genau das ist, auf das das Immunsystem reagiert, können sie sich damit leicht vor den Zellen unserer Abwehr verbergen. Deshalb ist das Risiko, nach dem Eindringen der Bakterien an der Lyme-Borreliose zu erkranken, verglichen mit anderen bakteriellen Erkrankungen hoch.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) können in Deutschland bei 5,8% der Frauen und 13% der Männer Antikörper gegen Borrelien im Blut nachgewiesen werden. Antikörper bedeuten, dass der Körper Kontakt mit dem Erreger hatte, gegen den sie gerichtet sind. Allerdings entwickeln nur rund 1% der Antikörper-Träger Krankheitssymptome.

Ist eine Borreliose ansteckend?

Nein, eine Übertragung der Borreliose von Mensch zu Mensch wird nicht beobachtet. Borreliose-Patienten sind also nicht ansteckend für ihre Umgebung und eine Isolierung ist nicht erforderlich. Die Ansteckung erfolgt nahezu ausschließlich über Zecken.

Auch bei Berührung mit einer Zecke, zum Beispiel wenn man sie entfernt, ist keine Ansteckung zu befürchten, auch wenn es sich um eine Borrelien-befallene Zecke handelt. Die Erreger können praktisch nur dann in den Körper eindringen, wenn sie während der Blutmahlzeit einer Zecke in die Blutbahn geschleust werden. Warum das so ist, ist noch gar nicht abschließend geklärt, aber eine Übertragung der Borreliose von Mensch zu Mensch wurde jedenfalls noch nie beobachtet, auch nicht in Phasen, in denen der Infizierte noch ohne jede Antibiotikatherapie war.

Kann man auch ohne Zeckenstich eine Borreliose bekommen?

Diese Frage ist bisher noch nicht abschließend geklärt. Die verursachenden Borrelien, eine Bakterien-Art, konnten bereits in einer Vielzahl von stechenden Insekten nachgewiesen werden, nicht nur in Zecken.

Zecken lassen sich viel Zeit

Zecke bei der BlutmahlzeitBei den Zecken schlummern die Erreger im Darm, werden dort aktiviert und wandern anschließend in die Speicheldrüsen, von wo aus sie bei der Blutmahlzeit übertragen werden. In die Zecken wiederum gelangen sie über andere infizierte Tiere wie Mäuse oder Vögel.

Was die Zecken als Überträger prädestiniert, ist die Zeit, die sie sich für ihr Mahl lassen. Bis eine Zecke mit Blut vollgesaugt ist, dauert es meist mehrere Tage. Da in der Regel weder der Stich noch das Saugen spürbar sind und sich die kleinen Blutsauger oft an unauffälligen Körperstellen verstecken, können sie sich die Zeit nehmen, die sie brauchen.

Die übertragenen Borrelien profitieren davon. Denn durch die Speichelsekrete der Zecke sind sie eine Weile vor dem Abwehrsystem des Wirts geschützt – Zeit genug, um sich für die geplante Infektion zu rüsten, die meist erst mehrere Stunden nach dem Stich erfolgt.

Borreliose durch Bremsen oder Mücken?

Diese Zeit lassen sich andere blutsaugende Insekten nicht. Daher ist eine Übertragung der Borrelien durch Mücken und Bremsen oder auch durch Fliegen und Wespen sehr viel unwahrscheinlicher, wenn auch nicht ganz ausgeschlossen. Auch in ihnen können die Erreger vorkommen. Die Möglichkeit einer Übertragung durch diese Insekten auf den Menschen kann daher nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden. In seltenen Fällen scheint es dazu kommen zu können.

Deshalb muss man nun nicht bei jedem Mückenstich oder Bremsenstich in Panik geraten, dafür ist dieser Fall viel zu unwahrscheinlich. Es ist aber wichtig, beim Auftreten der typischen Borreliose-Anzeichen auch dann an diese Möglichkeit zu denken, wenn garantiert kein Zeckenkontakt vorkam (wobei man auch das ja kaum mit absoluter Sicherheit sagen kann, Zeckenstiche können auch längere Zeit völlig unbemerkt bleiben).

Im Zweifel sollten Sie auch ohne vorangegangenen Zeckenstich immer einen Arzt aufzusuchen, der bei begründetem Verdacht eine Antibiotikatherapie einleitet.

Symptome

Was sind typische Anzeichen einer Borreliose?

Die Borreliose ist die häufigste von Zecken übertragene Infektionskrankheit. Im Gegensatz zur FSME kann man sich nicht durch Impfung vor ihr schützen. Die Borrelien können aber erfolgreich mit Antibiotika bekämpft werden, wenn die Infektion frühzeitig erkannt wird.

Die typischen Anzeichen im Frühstadium der Erkrankung sind:

  • Hautrötung um die Einstichstelle herum, die sich (nach Tagen bis Wochen) ringförmig ausbreitet,
  • grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen.

Wenn die typische Hautrötung auftritt, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen, selbst wenn Ihnen vorher kein Zeckenbiss aufgefallen ist.

Infektion wird oft zunächst nicht bemerkt

Da man einen Zeckenstich aufgrund eines im Speichelsekret der Zecke enthaltenen Betäubungsstoffes normalerweise nicht spürt, wird der Ursprung einer Borreliose häufig nicht wahrgenommen, sondern – wenn überhaupt – erst später durch Befragung und entsprechende Untersuchungsmaßnahmen eines (ausreichend kompetenten) Arztes rekonstruiert. Die späteren, mitunter schweren Folgeerscheinungen, die je nach Verlauf u.a. Nerven, Gelenke oder Herzmuskel betreffen können, stellen ein vielfältiges Beschwerdebild dar, für das auch andere Ursachen in Frage kommen könnten.

Welche Symptome verursacht eine Neuroborreliose?

Ständig müde, unkonzentriert und depressiv, taube Füße und Lähmungserscheinungen, Gedächtnis- und Sehstörungen – Zecken und ihrer unliebsamen Fracht, dem Bakterium Borrelia burgdorferi, wird einiges angelastet. Ein differenzierter Blick lohnt sich.

Unbestritten ist, dass die Borreliose eine Systemerkrankung ist, die zahlreiche Symptome an verschiedensten Körperregionen verursachen kann. Dazu gehört auch das Nervensystem. Ist es betroffen, spricht man von einer Neuroborreliose.

Die Frühform ist am häufigsten

Aber welche Beschwerden verursacht sie? Tatsächlich kann die Borreliose als Chamäleon daherkommen und ein buntes, unspezifisches Bild bieten. Getreu dem in der Medizin altbewährten Spruch, dass Häufiges häufig und Seltenes selten ist, sollte man sich jedoch erst einmal genauer ansehen, wie so eine Neuroborreliose denn typischerweise aussieht.

Das Erscheinungsbild einer Neuroborreliose ist dabei extrem unterschiedlich. Es gibt zwar typische Symptome (z.B. Lähmung des Gesichtsnervs = Fazialisparese). Aber die Liste der übrigen möglichen Beschwerden ist lang. Vieles hängt davon ab, wo genau die Borrelien im Körper ihr Unwesen treiben.

Mögliche Symptome

Im folgenden listen wir einige der möglichen Symptome der Neuroborreliose auf:

  • Facialisparese: Lähmung des Gesichtsnerven, u.a. schiefer Mund
  • Schmerzen oder Lähmungserscheinungen im Versorgungsgebiet einzelner Nerven
  • Hirnhautentzündung, Meningitis (starke Kopfschmerzen, Fieber, Benommenheit, Ausfallerscheinungen)
  • Muskelentzündungen, Muskelschmerzen
  • Taubheitsgefühle in bestimmten Körperarealen
  • Sehstörungen
  • Gangunsicherheit
  • geistige Beeinträchtigung, Zerstreutheit, Konzentrationsstörungen

Zunächst muss man zwischen zwei Stadien unterscheiden. Neben einer frühen Form, die den Großteil aller Fälle ausmacht, kann es sehr selten auch zu einer späten Neuroborreliose kommen, die sich stetig über Monate bis Jahre entwickelt.

Brennende nächtliche Schmerzen

Bleiben wir aber erstmal bei den mehr als 98%. Hier beginnen die Beschwerden einige Wochen bis Monate, nachdem die Zecke zugeschlagen hat.

Typisch sind sogenannte radikuläre Schmerzen, die von den Nervenwurzeln ausgehen. Meist beginnen sie in der Region der Zeckeneinstichstelle und können im Verlauf im Grunde in den ganzen Körper ausstrahlen. Sie werden als brennend, bohrend oder reißend beschrieben, treten vor allem nachts auf und können unbehandelt bis hin zu Empfindungsstörungen und Lähmungen führen.

Schlaffes Gesicht

Charakteristisch ist außerdem der Befall von Hirnnerven. Sie haben ihren Ursprung im Gehirn, ziehen von dort aus weiter und übernehmen die unterschiedlichsten Funktionen im Kopf-Hals-Bereich, aber auch an Organen.

Die Borrelien stürzen sich dabei bevorzugt auf den sogenannten Nervus facialis, der auch als Gesichtsnerv bezeichnet wird. Er steuert die mimische Muskulatur und reguliert sämtliche Drüsen im Kopf. Außerdem würde das Essen ohne ihn ziemlich fade schmecken: Der Nervus facialis ist für unseren Geschmackssinn verantwortlich.

Bei der Borreliose treten die Symptome in der Regel beidseits auf. Die Mundwinkel hängen herab, die Stirn kann nicht mehr gerunzelt und manchmal auch die Augen nicht vollständig geschlossen werden. Eine solche komplette Lähmung der mimischen Muskulatur ist tatsächlich sehr spezifisch für die Erkrankung.

Bei Kindern ist neben der Fazialislähmung oft auch eine Meningitis (Hirnhautentzündung) wegweisend, während die Nervenwurzeln nur selten betroffen sind.

Seltene und späte Manifestationen

Wenn im Verlauf noch weitere Hirnnerven befallen werden, kann dies zu Doppelbildern, Seh-, Hör-, Schluck- und Sprechstörungen führen. Das ist aber sehr selten und sollte nicht primär den Borrelien angelastet werden.

Wie schon erwähnt gibt es auch späte Manifestationen der Borreliose, die mitunter erst Jahre nach einer Infektion auftreten. Neben der Haut und den Gelenken kann wiederum auch das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen werden.

Dabei kommt es zu einer Entzündung des Rückenmarks (Myelitis) und des Gehirns (Enzephalitis). Die Folgen sind Lähmungen, Probleme beim Gehen oder auch Störungen der Blasenfunktion. Gehirnentzündungen können außerdem Psychosen und andere psychiatrische Symptome auslösen. Schmerzen sind in diesem Stadium dagegen selten.

Antibiotika heilen die Erkrankung

Solche Verläufe sind aber die Ausnahme. Typische Schmerzen der Nervenwurzeln und eine beidseitige Gesichtslähmung sollten jedoch unbedingt weiter abgeklärt werden. Wird dahinter tatsächlich eine Neuroborreliose festgestellt, erfolgt eine antibiotische Behandlung, die die Erreger vollständig ausmerzt.

Dass die Bakterien jahrelang im Körper verharren und weiter ihr Unwesen treiben, ist nach neuestem wissenschaftlichem Stand sehr unwahrscheinlich. Wenn nach einer abgeschlossenen antibiotischen Behandlung wieder unspezifische Beschwerden auftreten, sollte die therapeutische Schleife daher nicht wieder von vorne beginnen, sondern nach anderen möglichen Ursachen gesucht werden.

Untersuchungen

Unklare Nervenbeschwerden: Wie stellt man fest, dass es eine Borreliose ist?

Oft gelingt das überhaupt nicht. Es ist nämlich nicht einfach, eine Borrelien-Infektion des zentralen Nervensystems festzustellen. Weder mit Bluttests noch mit der Suche nach speziellen Antikörpern im Gehirnwasser gelingt es zuverlässig, nachzuweisen, dass Borrelien-Bakterien im Gehirn die Ursache der Beschwerden sind.

Andersherum ausgedrückt: Man kann einen solchen Infekt auch dann gehabt haben, wenn die Ärzte nichts dazu finden. Insofern ist auch die heiß diskutierte Frage, ob Borrelien der Auslöser einer Multiplen Sklerose (MS) sind, schwierig zu beweisen. Und schwierig zu widerlegen.

Auch bildgebende Untersuchungen des Gehirns und Rückenmarks mit der Magnetresonanztomografie (MRT) sind nicht beweisend. Darüber lassen sich zwar, falls vorhanden, Schäden im Nervengewebe aufzeigen, aber ohne dass sich über die Ursache eine klare Aussage machen lässt.

Versuch mit Antibiotika?

Aufgrund der diagnostischen Unsicherheit plädieren einige Mediziner und Forscher dafür, die Diagnose einer Neuroborreliose auf die Symptomatik zu stützen und bei Verdacht Therapieversuche mit Antibiotika zu starten.

Ist der Bluttest auf Borreliose sicher?

Nein. Bei der Blutuntersuchung auf Borreliose sucht man in der Routinediagnostik nach spezifischen Antikörpern gegen die auslösenden Bakterien, also gegen die Borrelien. Finden sich Antikörper im Blut, ist dies jedoch kein sicherer Beweis dafür, dass man wirklich eine Borreliose (auch Lyme-Krankheit genannt) hat.

Ein positiver Antikörper-Befund sagt lediglich aus, dass man bereits Kontakt zu Borrelien hatte und sich das Immunsystem mit den Erregern auseinandergesetzt hat. Der Bluttest kann jedoch keine Aussage darüber treffen, ob das Immunsystem alle Erreger eliminieren konnte oder ob sich noch Borrelien im Körper befinden.

Eine Restunsicherheit bleibt immer

Und als würde das an Unklarheiten nicht genügen: Auch ein negativer Antikörpertest bedeutet nicht immer, dass keine Borrelien-Infektion vorliegt. Das Immunsystem braucht nämlich einige Zeit, bis es bei einer Infektion Antikörper bildet. Deshalb kann es zu Beginn der Lyme-Krankheit sein, dass sich trotz der Infektion noch keine Antikörper gegen die Bakterien im Blut nachweisen lassen.

Es gibt jedoch auch Bluttests, die gezielt nach Bruchstücken von Borrelien-Erbgut suchen. Das Vorhandensein solcher DNA-Fragmente beweist, dass Borrelien im Blut vorhanden sind. Oder waren. Also muss man auch hier Wasser in den Wein gießen: Der Test kann in seltenen Fällen "falsch positiv" ausfallen, wenn es sich um die DNA bereits toter Borrelien handelt.

Zur Diagnose einer Lyme-Borreliose berücksichtigt man deshalb neben einem positiven Bluttest auch das individuelle Beschwerdebild. Da nur bei jedem zweiten Betroffenen die typischen Hautflecken auftreten (sich ausbreitende, ringförmige Rötung), bleibt als Fazit: eine wirklich hundertprozentig sichere Diagnose der Borreliose gibt es selten.

Warum kann man eine Borrelien-Infektion auch übersehen?

Es ist nach Ansicht einer Vielzahl von Medizinern und Forschern möglich, dass sich im Blut keine Antikörper gegen Borrelien nachweisen lassen, obwohl eine Infektion stattgefunden hat. Da aber der Test auf eine Borreliose genau über diese Antikörperbestimmung vorgenommen wird, sind hier Fehldeutungen möglich.

Der Grund für diese diagnostische Lücke: Zum einen gibt es mehrere Spezies, die der Gruppe der Borrelien angehören. Möglicherweise ist es den Eigenschaften des jeweiligen Bakteriums selbst geschuldet, dass sie nicht nachweisbar sind. Zum anderen sind vielleicht auch die derzeit verfügbaren Nachweismethoden nicht genau genug.

In der Praxis wird zunächst nur ein Suchtest ausgeführt, der nicht sehr spezifisch ist. Ist dieser negativ, d.h. wurde kein Hinweis auf eine Borrelien-Infektion gefunden, wird nicht weiter nachgeforscht.

Es gibt also mehrere mögliche Fehlerquellen, die Ursache des fehlenden Nachweises einer Borrelien-Infektion sein könnten, obwohl eine Infektion vorliegt.

Behandlung

Wie wird eine Borreliose behandelt?

Eine frühzeitig erkannte Borreliose ist gut behandelbar. Wichtig ist, dass der Arzt einen Verdachtshinweis auf die von Zecken übertragene Erkrankung erhält. Dann wird dem Betroffenen Blut und gegebenenfalls auch Liquor (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) entnommen, um nach Antikörpern auf Borrelien zu suchen.

Allerdings gelingt mit keiner der heute verfügbaren Labormethoden ein absolut sicherer Nachweis oder Ausschluss einer frischen Borrelieninfektion. Daher wird bei Krankheitszeichen wie einem Erythema migrans (Wanderröte) sofort mit einer Antibiotika-Therapie begonnen. Eine vorbeugende Gabe von Antibiotika nach Zeckenstich ohne Symptome wird jedoch nicht empfohlen.

Verschiedene Antibiotika (z.B. Doxycyclin, bei Kindern auch Amoxicillin) sind wirksam gegen die Borrelien. Sie werden je nach Krankheitsstadium zwei bis vier Wochen lang eingenommen. Bei schweren Verläufen wie der Nervenborreliose werden geeignete Antibiotika wie Ceftriaxon als Spritze oder Infusion über mindestens zwei Wochen verabreicht.

Wissenswertes

Nach der Borreliose: Bin ich jetzt immun?

Nein. Leider kann man sich beim nächsten Zeckenbiss erneut infizieren und somit wieder erkranken. Denn eine überstandene Borreliose bietet keine Immunität – und dies unabhängig davon, ob die Infektion von alleine geheilt ist oder mittels Antibiotika behandelt wurde.

Gibt es einen Unterschied zwischen Borreliose und Lyme-Borreliose?

Ja. Eine Borreliose ist ganz allgemein eine durch Borrelien verursachte Erkrankung. Die Lyme-Borreliose ist eine Variante davon, wenn auch die mit Abstand häufigste und bekannteste. In der Praxis wird diese Variante meist nur Borreliose genannt. Da Borrelien aber auch andere Infektionskrankheiten auslösen können, ist diese Vereinfachung fachlich nicht ganz korrekt.

Beispiele für andere Borrelien-Infektionen (Borrelien sind übrigens Bakterien) sind das Zecken- und das Läuser-Rückfallfieber. Allerdings kann man sich mit diesen in Deutschland nicht anstecken. Hierzulande ist also immer die Lyme-Borreliose gemeint, wenn von Borreliose die Rede ist, insofern ist die Vereinfachung auch wieder gerechtfertigt.

Auch bei Tieren gibt es weltweit verschiedene bekannte Borreliose-Formen, die in ihrem Beschwerdebild häufig der Lyme-Borreliose des Menschen ähneln, jedoch mitunter von anderen Borrelien-Arten übertragen werden.

Werden auch andere Krankheiten von Borrelien verursacht?

Ja, Borrelien können neben der Borreliose auch zwei Formen des sogenannten Rückfallfiebers verursachen. Zu unterscheiden sind hierbei das Läuse-Rückfallfieber und das Zecken-Rückfallfieber.

Kennzeichnend für eine solche Infektion sind vor allem wiederkehrende Fieberschübe, die bis zu einer Woche anhalten. Begleitend können weitere Symptome wie Gliederschmerzen, Husten, Atemnot, Übelkeit und Hautausschläge auftreten. Ansteckungen in Deutschland mit diesen Krankheiten ließen sich jedoch noch nicht beobachten. Bei hierzulande diagnostizierten Fällen handelt es sich immer um Reisekrankheiten.

Merkmale der beiden Rückfallfieber-Arten

  • Das Läuse-Rückfallfieber wird von Borrelia recurrentis verursacht und ist in Südamerika, Teilen Afrikas und vereinzelt in Asien verbreitet. Wie der Name schon sagt, übertragen diese Form des Rückfallfiebers Läuse, die sich von Mensch zu Mensch bewegen.
  • Das Zecken-Rückfallfieber ist zusätzlich zu den Verbreitungsgebieten des Läuse-Rückfallfiebers ebenfalls in Mittel- und Nordamerika sowie in Spanien und Portugal nachweisbar. Ähnlich der Lyme-Krankheit (anderer Name für die klassische Borreliose) wird es über Zeckenbisse übertragen, allerdings nicht von Schildzecken (Ixodes) sondern von Lederzecken (Ornithodores). Als Verursacher des Zecken-Rückfallfiebers wurden bereits mehrere Borrelien-Arten identifiziert, darunter Borrelia duttoni und Borrelia hispanica.

Quellen:

  • Braveny I, Maschmeyer G. Infektionskrankheiten. Medco Verlag.

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Julia Hofmann
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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
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