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Die Depression ist eine lebensgefährliche Erkrankung, die nicht selten im Selbstmord endet. Schätzungen zufolge spielen bei den knapp 10.000 pro Jahr verübten Suiziden in Deutschland in über 80% der Fälle Depressionen eine ursächliche Rolle. Damit fallen dieser Krankheit hierzulande etwa doppelt so viele Menschen zum Opfer wie dem Verkehr.

Anzeichen

Selbstmordabsichten oft nicht erkennbar

Wie unerwartet es selbst für engste Angehörige und nahestehende Kontaktpersonen zu diesem fatalen Ereignis kommen kann, hat der Selbstmord des deutschen Torhüters Robert Enke vor ein paar Jahren einer breiten Öffentlichkeit drastisch vor Augen geführt. Ob aus Rücksicht auf die Mitmenschen oder um eine Vereitelung ihres Vorhabens zu vermeiden – Depressive verheimlichen ihre ganz konkreten Suizidabsichten häufig bis zuletzt.

Um so wichtiger ist es deshalb für Angehörige und Mitbürger, geäußerte Selbsttötungsgedanken eines Menschen immer ernst zu nehmen und umgehend Hilfsmaßnahmen einzuleiten.

Muss man Äußerungen über Selbstmordabsichten ernst nehmen?

Unbedingt. Sofern es sich nicht eindeutig um eine spaßhafte oder ironische Bemerkung handelt, ist jeder noch so versteckte Hinweis auf eine Selbsttötungsabsicht ernstzunehmen. Dazu zählen neben mehr oder weniger direkten Andeutungen, dem eigenen Leben ein Ende zu machen, etwa auch Bemerkungen über die Sinnlosigkeit des Lebens, ferner Rückzugstendenzen oder Selbstisolation.

Auch wenn, was häufig der Fall ist, bei der betreffenden Person noch gar keine Depression diagnostiziert wurde, sollte die bloße Äußerung von suizidalen Gedanken immer als ein Warnhinweis verstanden werden und Überlegungen zu geeigneten Maßnahmen einleiten. Sollte sich dies im Nachhinein als unbegründet erweisen, ist das allemal besser als andersherum.

Häufigkeit

Wie häufig führen Depressionen zum Selbstmord?

Leider viel zu häufig. Zwar konnte die Selbstmordprävention in Deutschland verbessert werden, doch nehmen sich immer noch 10 bis 15% der Betroffenen mit einer schweren Depression irgendwann das Leben. Fast die Hälfte begeht einen Selbstmordversuch.

Erfreulich ist immerhin die rückläufige Tendenz, die vor allem auf eine verbesserte fachärztliche Versorgung und die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen zurückgeführt wird. Starben im Jahr 1980 noch 18.451 Bundesbürger und damit 23,6 je 100.000 Einwohner durch eigene Hand, waren es 2007 „nur“ noch 9.402 (11,4 je 100.000 Einwohner). In knapp 75% der Fälle handelte es sich um Männer.

Mit zunehmendem Alter und männlichem Geschlecht steigt die Wahrscheinlichkeit für eine „erfolgreiche“ Selbsttötung. Suizidversuche hingegen werden am häufigsten von jungen Frauen unternommen.

Sind Frauen mit Depression stärker suizidgefährdet als Männer?

Bei der schlimmsten Konsequenz einer Depression, dem Suizid (Selbsttötung), gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Schätzungen zufolge wird die Mehrheit (60%) der Suizidversuche von Frauen unternommen, während Männer insgesamt aggressiver vorgehen und es bei ihnen doppelt so häufig zu einem tödlichen Ausgang kommt.

Auch im Straßenverkehr scheint eine größere Risikobereitschaft der (depressiven) Männer verantwortlich für die doppelt so hohe Rate an männlichen Unfalltoten zu sein. Einige der Verkehrsunfälle werden von Experten als Selbstmord oder versuchter Selbstmord interpretiert.

Die Depression als potenziell tödliche Erkrankung erweist sich damit für Männer noch gefährlicher als für das „schwache Geschlecht“. Das dem so ist, liegt leider auch an dem immer noch existierenden sozialen Stigma, das psychische Erkrankungen als vermeintliche Schwäche auslegt und es vielen Männern zusätzlich schwer macht, in die Diagnose Depression einzuwilligen und eine begonnene Behandlung nicht verfrüht abzubrechen.

Risiko

Intelligenz schützt vor Selbstmord

Junge Männer, die in Intelligenztests besser abschneiden, begehen später seltener Selbstmord. Das ist das Ergebnis einer britisch-schwedischen Studie.

Die Untersuchung basiert auf den Daten von fast einer Million Männern. Sie alle hatten im Alter von 18 Jahren, bei der Einberufung zum Militär, auch einen Intelligenztest absolviert. Die Männer wurden daraufhin über drei Jahrzehnte weiter beobachtet.

Gutes logisches Denken = dreimal weniger Selbstmord

Insgesamt kam es in dieser Zeit zu 2.800 Selbstmorden. Das Risiko für einen Suizid war dabei bei den Männern mit schlechterem Abschneiden in dem Intelligenztest deutlich höher. Besonders ausgeprägt war dieser Unterschied im Bereich "Logisches Denken". In den Tests werden standardmäßig sprachliches, räumliches, technisches und logisches Denken ermittelt. Bei den "guten Logikern" war das Selbstmordrisiko dreifach geringer als bei den Männern mit nicht so gutem logischem Denken.

Die Ursachen dieses Zusammenhangs sind noch unklar. Die Wissenschaftler vermuten, dass frühkindliche oder sogar embryonale negative Einflüsse auf die Hirnentwicklung der entscheidende Faktor sind. Diese könnten nicht nur die Intelligenz und das logische Denken beinträchtigen, sondern zugleich auch das Risiko für spätere Depressionen oder eine Schizophrenie erhöhen. Und diese Erkrankungen gehen bekanntermaßen mit einer größeren Gefahr für Suizide einher.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Unipolare Depression - Nationale Versorgungs-Leitlinie, Download: http://www.awmf.org, Zugriff August 2019.

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

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Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

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  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
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