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Wie wirkt Azathioprin? Wann wird das Medikament eingesetzt, welche Nebenwirkungen können auftreten? Mehr dazu in diesem Beitrag.

Überblick

Was ist Azathioprin und 6-Mercaptopurin?

Azathioprin ist ein sehr starker Immunblocker. Er wird bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, die mit einer überschießenden Immunreaktion einhergehen. Dazu zählen auch Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Multiple Sklerose.

Im Körper wird Azathioprin zum aktiven Wirkstoff 6-Mercaptopurin abgebaut. Beide Substanzen haben denselben Wirkmechanismus und kommen bei den gleichen Krankheiten zum Einsatz.

Folgende Azathioprin-Präparate gibt es:

  • Aza-Q®
  • Azafalk®
  • Azaimun®
  • Azamedac®
  • Imurek®
  • Zytrim®
  • außerdem viele Medikamente, die schlicht "Azathioprin" heißen, dahinter gestellt der jeweilige Firmenname (z.B. Heumann, Hexal, Stada, Sandoz usw.)

Zu den 6-Mercaptopurin-Präparaten gehören:

  • Puri-Nethol®
  • Xaluprine®

Wie unterscheiden sich Azathioprin und 6-Mercaptopurin?

Obwohl beide Präparate gleich auf das Immunsystem wirken, wird meistens Azathioprin bevorzugt. Die Gründe hierfür finden Sie hier:

Unterschied von Azathioprin und 6-Mercaptopurin

Warum wird eher Azathioprin statt 6-Mercaptopurin verschrieben?

In Europa werden in der Regel zunächst Azathioprin-Tabletten gegeben, weil auf diesem Weg sehr viel mehr des wirksamen Stoffes verfügbar ist als bei 6-Mercaptopurin-Tabletten.

Wann wird 6-Mercaptopurin empfohlen?

Wenn Sie Azathioprin allerdings nicht so gut vertragen, lohnt es sich in bestimmten Fällen, noch einen Versuch mit 6-Mercaptopurin zu starten. In den USA werden oft von Anfang an diese Tabletten verschrieben.

6-Mercaptopurin gehört zur "Off-Label-Therapie"

Die 6-Mercaptopurin-Mittel, die in Deutschland auf dem Markt sind, sind offiziell nicht für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zugelassen.

Es ist aber durchaus üblich und normalerweise nicht weiter problematisch, auch 6-Mercaptopurin zu geben, wenn es im Einzelfall sinnvoll ist. Man spricht hier von einer "Off-Label-Behandlung" außerhalb der Zulassung.

Dass das gar nicht so selten ist, sehen Sie schon daran, dass in den Beipackzetteln gezielt Hinweise für Betroffene mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen aufgeführt sind.

Und auch in den Experten-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa wird 6-Mercaptopurin als mögliches Medikament genannt.

Wirkung

Auf welche Weise hemmt Azathioprin das Immunsystem?

Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin greifen in das Immunsystem ein und können so gegen die sogenannten Autoimmunkrankheiten helfen. Mehr zur Wirkung im Detail erfahren Sie hier:

Wie wirken Azathioprin und 6-Mercaptopurin?

Wie genau wirkt Azathioprin?

Azathioprin wird im Körper zu 6-Mercaptopurin umgewandelt, das dann als aktiver Metabolit die eigentliche Wirkung entfaltet.

Angriff an der DNA

Die Hemmung des Immunsystems durch 6-Mercaptopurin beruht im Wesentlichen auf einer Störung der DNA- und RNA-Synthese. Und das führt zu einer beeinträchtigten Zellvermehrung, vor allem der Immunzellen.

Der Wirkmechanismus:

6-Mercaptopurin ähnelt in seiner Struktur den DNA-Bestandteilen (den Nukleosiden). Der aktive Wirkstoff von Azathioprin wird deshalb von den Zellen fälschlicherweise in die DNA oder auch RNA eingebaut. Es entstehen fehlerhafte DNA-Stränge und das wiederum hindert die Zellen daran, sich zu vermehren.

Warum wird hauptsächlich das Immunsystem beeinflusst?

Da sich Immunzellen sehr rasch vermehren, führt eine Behandlung mit Azathioprin vor allem zu einer Immunblockade.

Blutarmut und Infektanfälligkeit als Nebeneffekt

Allerdings werden auch andere Zellen beeinträchtigt, zum Beispiel Blutzellen, was die teilweise erheblichen Nebenwirkungen des Medikaments erklärt (Störung der Blutbildung, Anämie u.a.). Die zunehmende Infektanfälligkeit unter der Behandlung ist direkte Folge der Immunblockade.

Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wann ist ein Versuch mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin sinnvoll?

Azathioprin und 6-Mercaptopurin sind sehr lang erprobte und bewährte Medikamente. Sie fahren das körpereigene Abwehrsystem herunter und bremsen so die überschießende Entzündung im Darm.

Grundsätzlich könnte Azathioprin bzw. 6-Meraptopurin etwas für Sie sein, wenn:

  • die Beschwerden nie ganz weg sind (chronisch-aktiver Verlauf)
  • die Krankheit in einer Ruhephase ist und es dabei bleiben soll (sogenannte Remissionserhaltung)
  • Kortison nicht oder nicht mehr infrage kommt (das kann ganz verschiedene Gründe haben)

Azathioprin bei entzündlichen Darmerkrankungen

Azathioprin: Abhilfe bei Kortisonunverträglichkeit oder -versagen?

Nehmen wir einmal an, die ideale Therapie für Sie wäre eigentlich Kortison. Aber Sie vertragen Kortison nicht (mehr) oder spüren dadurch keine Besserung. In diesen Fällen kann es sein, dass Sie langfristig von Azathioprin profitieren.

Problem: Nebenwirkungen von Kortison

Möglicherweise ist es aber auch so, dass Kortison bei Ihnen sehr wohl anschlägt und Sie sich fragen, warum Sie es nicht einfach genauso weiter nehmen können, auch prophylaktisch, um sich vor einem neuen Aufflammen der Entzündung zu schützen.

Von diesem Gedanken sollten Sie sich unbedingt verabschieden, denn auf Dauer löst Kortison in höheren Dosen meist schwere Nebenwirkungen aus.

Kortisonabhängigkeit: Warum wird die Erkrankung wieder schlechter, wenn ich das Kortison reduziere?

Manchmal fällt es sehr schwer, die Kortisonmenge zu reduzieren. Und sobald Sie versuchen, weniger zu nehmen, schlägt die Erkrankung wieder zu. Das wird auch als Kortisonabhängigkeit bezeichnet.

All das sind ebenfalls Situationen, in denen Azathioprin eingesetzt werden kann. Im Idealfall lässt sich damit die Kortisondosis zurückfahren und zugleich ein neuer Schub verhindern.

Wann wird Azathioprin noch eingesetzt?

Ein anderes Szenario ist folgendes: Die Erkrankung hat sich gelegt (in der Fachsprache "Remission"). Um diesen Zustand möglichst lange zu erhalten, nehmen Sie beispielsweise Aminosalicylate (Mesalazin, Sulfasalazin und Olsalazin).

Nun stellt sich aber heraus, dass diese nicht genügen, auch eine höhere Dosis bringt nicht den erwünschten Erfolg. Tritt das ein, empfiehlt Ihnen der Arzt möglicherweise, es mit Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin zu probieren.

Wie schnell hilft Azathioprin bei entzündlichen Darmerkrankungen?

Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin sind nichts für den schnellen Erfolg. Denn der volle Effekt tritt meist erst nach drei, manchmal auch erst nach bis zu sechs Monaten ein.

Ausdauertalent Azathioprin

Die Stärke von Azathioprin und 6-Mercaptopurin ist nun einmal eher die "Langstrecke". Das bedeutet auch, dass Sie die Therapie mindestens vier Jahre lang fortsetzen sollten. Das ist sozusagen das Standardrezept, um den nächsten Schub möglichst lange hinauszuzögern (Wie immer gibt es Ausnahmen, manchmal können die Mittel auch früher abgesetzt werden).

Bei Multipler Sklerose

Wie wirkt Azathioprin gegen MS?

Ist eine Basisbehandlung mit Interferon Beta oder Glatirameracetat bei schubförmig verlaufender MS nicht möglich, wirksam oder erwünscht, ist Azathioprin eine Alternative. Die Substanz kann nachweislich die Schubrate vermindern. Die Wirkung tritt allerdings erst mit einer Verzögerung von zwei bis fünf Monaten ein.

Alltag

Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin: Was muss ich im Alltag beachten?

Azathioprin und sein Abbauprodukt 6-Mercaptopurin vermindern die Funktionen des körpereigenen Abwehrsystems. Das bringt es mit sich, dass Sie im täglichen Leben etwas vorsichtiger sein müssen. Besonders bei Infekten, Sonnenlicht und Impfungen gibt es einiges zu beachten.

Im Folgenden möchten wir Sie dafür sensibilisieren, auf was Sie achten sollten, wenn Sie Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin einnehmen.

Azathioprin: wichtig zu wissen

Vorsicht bei Infektionen: Was muss ich beachten?

Vor allem bei Infektionen müssen Sie vorsichtig sein. Ihr abgeschwächtes Immunsystem steckt einen Infekt nicht ohne weiteres weg. Eine banale Erkältung kann daher leichter als bei anderen Menschen zu einer ernsthaften Bedrohung für Sie werden.

Deshalb bitte: Wenn Sie starke Halsschmerzen, Fieber oder Husten bekommen, sollten Sie nicht zögern, umgehend zum Arzt zu gehen – lieber einmal zu viel als zu wenig.

Sind Sonne und Solarien tabu?

Ja, für alle Sonnen-Hungrigen gilt: Sie müssen während der Therapie mit Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin den Schatten schätzen lernen. Denn die Mittel erhöhen die Lichtempfindlichkeit und damit das Hautkrebsrisiko.

Intensive Sonnenbäder oder auch Besuche im Solarium sollten Sie sich daher verkneifen und ganz besonders auf gute Sonnenschutzmittel achten.

Wenig Sonnenlicht fördert Vitamin-D-Mangel

Das aber kann zu Problemen mit der Vitamin-D-Versorgung führen, denn der Körper kann dieses Vitamin zwar selber herstellen, benötigt dafür aber Sonnenlicht.

Wie lässt sich die Vitamin-D-Versorgung verbessern?

Eine Möglichkeit, einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen, ist eine ausreichende Zufuhr der Substanz über die Nahrung oder von speziellen Nahrungsergänzungsmitteln. Lebensmittel, die Vitamin D enthalten, sind zum Beispiel fette Fische, Leber oder Eigelb.

Vorsicht bei Impfungen: Welche sind empfohlen, welche nicht?

Das Thema Impfungen spielt eine wichtige Rolle. Gerade weil Azathioprin das Immunsystem bremst, sind Sie anfälliger für Infektionen. Deshalb müssen Sie sich eigentlich besonders gut vor Erregern schützen. Aber Vorsicht: Impfung ist nicht gleich Impfung.

Keine Lebendimpfungen während der Therapie

Zum einen gibt es Lebendimpfstoffe. Dabei handelt es sich um echte Erreger, die jedoch so stark abgeschwächt wurden, dass sie für Gesunde in der Regel ungefährlich sind.

Wenn Sie allerdings gerade Mittel wie Azathioprin nehmen, kann es sein, dass die Impfung selbst eine Infektion auslöst. Deshalb sind Lebendimpfstoffe einige Wochen vor und während der Azathioprin-Therapie absolut verboten.

Zu den Lebendimpfstoffen gehören beispielsweise Impfstoffe gegen:

Totimpfstoffe weniger gefährlich

Anders sieht es mit Totimpfstoffen aus. Der Name sagt es schon: Diese Erreger sind nicht mehr aktiv, können sich also keinesfalls vermehren. Insofern brauchen Sie keine Bedenken zu haben, dass Sie sich eine Infektion einfangen.

Zu den Totimpfstoffen gehören Impfstoffe gegen:

  • Diphtherie
  • Hepatitis B
  • Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
  • Kinderlähmung (Poliomyelitis)
  • Keuchhusten (Pertussis)
  • Tetanus (Wundstarrkrampf)

Totimpfstoffe weniger wirksam

Leider gibt es hier aber wiederum ein anderes Problem: Weil Ihr Immunsystem nicht so kräftig ist, kann es passieren, dass Sie nach der Impfung nicht genügend Schutz gegen die betreffende Krankheit entwickelt haben. Das lässt sich aber gegebenenfalls überprüfen.

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen können unter Azathioprin auftreten?

Für Immunsuppressiva sind Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin relativ gut verträglich. Dennoch kann es natürlich auch bei diesen Medikamenten zu Nebenwirkungen kommen. Am häufigsten sind:

  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Übelkeit und Brechreiz
  • Blutbildveränderungen
  • Veränderungen der Leberwerte bis hin zu Leberschäden
  • erhöhte Infektanfälligkeit

Deshalb ist eine regelmäßige Überwachung der Blutwerte unabdingbar. Nach über zehnjähriger Behandlung besteht außerdem ein mögliches erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Krebs.

Lesen Sie am besten den Beipackzettel Ihres Medikamentes, dann sind Sie auch bestens über seltene Nebenwirkungen informiert.

Azathioprin: Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?

Bin ich durch Azathioprin anfälliger für Infektionen?

Leider ja. Die weißen Blutkörperchen spielen bei der Abwehr von Krankheitserregern eine wichtige Rolle. Bei der Therapie mit Azathioprin ist es gewollt, dass die Abwehr gebremst wird. Es kann dadurch aber auch leichter zu Infektionen kommen.

Welche Auswirkungen hat die Behandlung auf das Blut?

Blutarmut

Wenn es an roten Blutkörperchen fehlt, spricht man von einer Anämie (Blutarmut). Betroffene sind blass, fühlen sich manchmal schwach und müde.

Häufiger blaue Flecken

Die Blutplättchen wiederum sorgen dafür, dass blutende Wunden möglichst schnell abgedichtet werden – durch die Blutgerinnung. Sind zu wenige Blutplättchen vorhanden, kann es sein, dass Sie mehr blaue Flecken bekommen oder dass es länger nachblutet, wenn Sie sich beispielsweise geschnitten haben.

All diese Beschwerden und Auffälligkeiten können leicht ausgeprägt und harmlos sein. Sie sind aber Warnzeichen, da bei einem starken Abfall der jeweiligen Blutkörperchen Komplikationen entstehen können.

Welche weiteren Nebenwirkungen können auftreten?

Weitere Nebenwirkungen können sein:

  • Appetitverlust und Übelkeit mit gelegentlichem Erbrechen
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse
  • Funktionsstörungen der Leber
  • Überempfindlichkeitsreaktionen; dabei können ganz verschiedene Beschwerden in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten, z.B. Hautausschläge, Übelkeit, Schwindel, Fieber
Ist durch die Behandlung mein Krebsrisiko erhöht?

Leicht erhöhtes Risiko für einige Krebsarten

Der Verdacht steht im Raum. Durch die Behandlung ist offenbar die Wahrscheinlichkeit größer, an bestimmten Krebsarten zu erkranken, beispielsweise an „weißem“ Hautkrebs und eventuell an Gebärmutterhalskrebs. Auch bösartige Tumoren des lymphatischen Gewebes treten bei Menschen, die Azathioprin nehmen, häufiger auf.

Aber bitte erschrecken Sie jetzt nicht. Denn tatsächlich ist das absolute Risiko für den Einzelnen nur minimal erhöht. Und zumindest vor Hautkrebs können Sie sich teilweise schützen, indem Sie sich nicht exzessiv sonnen, starke Sonnencreme verwenden und Solarien meiden.

Fazit:

Azathioprin oder 6-Mercaptopurin wegen des möglichen Krebsrisikos abzulehnen, ist keine gute Lösung. Denn eine schlecht oder nicht behandelte chronische Darmentzündung ist ebenfalls ein Risikofaktor für Krebs!

Kontrolluntersuchungen

Welche Kontrolluntersuchungen sind regelmäßig notwendig?

Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin ist als Dauermedikament (mindestens vier Jahre) gedacht. In dieser Zeit müssen Sie möglicherweise einige Arztbesuche mehr einkalkulieren.

Ganz wichtig sind Blutuntersuchungen um Nebenwirkungen des Medikamentes frühzeitig festzustellen. Dabei werden die Menge der einzelnen Blutzellen (Blutbild) und Marker, die die Leberfunktion anzeigen, analysiert. Wenn Sie unter häufigen Bauchschmerzen leiden, wird oft auch noch die Lipase im Blut gemessen.

Wöchentliche Blutabnahme in den ersten Monaten

In den ersten zwei Therapiemonaten sollte Ihr Blut jede Woche geprüft werden (bei älteren Menschen oder höheren Dosen eventuell auch häufiger), danach in der Regel einmal pro Monat, mindestens aber alle drei Monate.

Außerdem sollten Sie einmal im Jahr zum Hautarzt sowie gegebenenfalls zum Frauenarzt gehen, um Hautkrebs und Gebärmutterhalskrebs auszuschließen.

Schwangerschaft

Darf der Entzündungshemmer Azathioprin eingenommen werden, wenn man schwanger ist?

Etwas zurückhaltend sollten Frauen sein, die schwanger werden wollen bzw. es schon sind, oder die ihr Kind stillen. Das gilt auch für Männer, die während einer Azathioprintherapie ein Kind zeugen wollen.

Auch wenn Sie Azathioprin abgesetzt haben, sollten Sie noch etwa drei Monate warten, bevor Sie versuchen, schwanger zu werden. Die Hersteller selbst raten in diesen Fällen von Azathioprin ab – möglicherweise auch, um sich selbst zu schützen.

Kaum Risiko für das Ungeborene

Neueren Studien zufolge ist das Risiko, dass das Kind geschädigt wird, eher gering. In Einzelfällen ist es also möglich, Azathioprin auch während einer Schwangerschaft zu nehmen. Tatsächlich ist das gar nicht so selten – und eine erhöhte Rate an Missbildungen beim Kind wurde nicht registriert.

Aber gerade bei diesem Thema ist es aber wichtig, im Einzelfall zu entscheiden. Am besten besprechen Sie die Situation mit Ihren jeweiligen Ärzten.

Azathioprin und Schwangerschaft

Azathioprin: ungefährlich für das ungeborene Kind?

Azathioprin gilt als einer der nach den Kortison-Wirkstoffen am besten untersuchten Entzündungshemmer (Immunsuppressiva), was den Einsatz während der Schwangerschaft angeht.

Obwohl es sich um ein sehr starkes Medikamente handelt, das das Immunsystem unterdrückt, scheint es keine fruchtschädigende Wirkung zu haben. So zumindest lautet der Stand des Wissens (2013). Die umfangreichen Erfahrungen über den gesamten Zeitraum der Schwangerschaft wurden zum großen Teil an organtransplantierten Frauen gewonnen.

Kommt es durch die Behandlung häufiger zu einem niedrigem Geburtsgewicht und Frühgeburten?

In den publizierten Studien zu jeweils mehr als 1.000 Schwangeren hat sich kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko gezeigt. Allerdings waren nach Langzeitanwendung ein niedrigeres Geburtsgewicht, eine höhere Frühgeburtenrate und andere Schwangerschaftskomplikationen vermehrt zu beobachten.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Wirkstoffe selten alleine zum Einsatz kommen und auch die mütterliche Erkrankung einen negativen Einfluss auf die Schwangerschafts- und Kindesentwicklung haben könnte.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Azathioprin: Gibt es Probleme mit anderen Medikamenten?

Generell gilt: Informieren Sie Ihren Arzt immer über alle Medikamente, die Sie nehmen – auch über vermeintlich harmlose pflanzliche Mittel, die "Pille" usw. Nur so können möglichst schon vorab gefährliche oder zumindest ungünstige Wechselwirkungen vermieden werden.

Welche Medikamente vertragen sich nicht mit Azathioprin?

Beeinflussen Gicht-Mittel die Wirkung von Azathioprin?

Ja, Probleme könnte es geben, wenn Sie an Gicht leiden und deshalb Mittel dagegen nehmen, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Allopurinol. Denn Allopurinol führt dazu, dass Azathioprin langsamer verstoffwechselt wird. Dadurch bleibt es länger im Körper und wirkt sehr viel stärker.

Wenn möglich, sollte diese Kombination daher vermieden werden. Geht es aber gar nicht anders, so muss zumindest die Dosis von Azathioprin deutlich (um ca. 25%) gesenkt werden.

Vorsicht bei Marcumar: Was muss ich beachten?

Bei anderen Kombinationen ist es genau umgekehrt: Gerinnungshemmende Mittel wie Phenprocoumon (z.B. Marcumar®) haben möglicherweise einen schwächeren Effekt, wenn gleichzeitig Azathioprin gegeben wird.

Achtung bei Immunsuppressiva: gefährliche Wechselwirkungen?

Heikel ist es außerdem, Azathioprin parallel zu bestimmten Medikamenten zu geben, die ebenfalls die Abwehrkräfte schwächen. Dazu gehören Tacrolimus und Ciclosporin. Denn wenn das Immunsystem mit doppelter Kraft heruntergefahren wird, kann es kritisch werden.

Welche Medikamente fördern zusätzlich eine Blutarmut?

Schon bei alleiniger Gabe von Azathioprin besteht die Gefahr, dass weniger Blutzellen (also weiße und rote Blutkörperchen sowie Blutplättchen) gebildet werden. Dieser Vorgang kann durch folgende Medikamente verstärkt werden:

  • Aminosalicylate (Mesalazin, Sulfasalazin und Olsalazin), die ebenfalls zur Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen eingesetzt werden
  • ACE-Hemmer (das sind Mittel gegen hohen Blutdruck)
  • bestimmten Antibiotika (nämlich Trimethoprim und Sulfamethoxazol; die beiden sind meist fest kombiniert zu Cotrimoxazol)
  • Cimetidin (dieser Wirkstoff bremst die Magensäureproduktion und wird beispielsweise bei Sodbrennen verschrieben)
  • Indometacin (ein Schmerzmittel, das vor allem bei rheumatischen Erkrankungen verabreicht wird)

Kontraindikationen

Wann sind Azathioprin und 6-Mercaptopurin nichts für mich?

Wenn Sie ein wenig verstehen, worum es sich bei Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin handelt, werden Sie von selbst einige Situationen erkennen, in denen Sie diese Medikamente nicht nehmen sollten. Bedenken müssen Sie nämlich immer, dass Ihre Abwehrkräfte dadurch erheblich geschwächt werden.

Azathioprin: wann besser nicht einnehmen?

Wann darf ich Azathioprin nicht einnehmen?

Kein Azathioprin bei schweren Infektionen

Das Abwehrsystem kann unter Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin Krankheitserreger nicht mehr so gut bekämpfen. Darum haben Erreger ein vergleichsweise leichtes Spiel. Nicht nehmen dürfen Sie so ein Immunsuppressivum also, wenn Sie an einer schweren Infektion (z.B. einer Virushepatitis) leiden.

Schnelle und langsame Stoffwechsler: was hat das mit Azathioprin zu tun?

Es gibt aber noch weitere Fälle, in denen Azathioprin nicht zum Einsatz kommen sollte. Azathioprin bzw. 6-Mercaptorupin wird von den meisten Betroffenen (90% der Anwender) sehr schnell und gut vom Körper verwertet. Man spricht hier auch von "Schnell-Metabolisierern". Die Dosis ist entsprechend darauf ausgelegt.

Aber Sie ahnen es schon:

Es gibt auch "Langsam-Metabolisierer". Bei ihnen ist die Aktivität eines bestimmten Enzyms (der sogenannten Thiopurin-Methyltransferase, kurz TPMT) vermindert. Dadurch läuft die Verstoffwechselung verzögert ab, sodass das Medikament letztlich länger und stärker wirkt.

Bei den meisten Betroffenen lässt sich das ausgleichen, indem man die Dosis von Azathioprin einfach senkt.

Gefahr: Azathioprin staut sich an

Bei etwa jedem 200. Menschen ist die Enzymaktivität aber quasi überhaupt nicht mehr vorhanden, sodass es durch Azathioprin zu einer problematischen Blutbildungsstörung kommen kann. Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören, müssen Sie ganz auf Azathioprin verzichten.

Diese Enzymtätigkeit kann man testen. Da sie aber bei relativ wenigen Menschen wirklich stark beeinträchtigt ist, wird das nicht unbedingt routinemäßig gemacht.

Zur Sicherheit "einschleichende" Gabe der Mittel

Um zu verhindern, dass es doch zu einer plötzlichen und sehr starken Reaktion kommt, bietet sich eine andere Möglichkeit an: Man gibt Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin oft "einschleichend". Das bedeutet Sie starten mit einer recht geringen Dosis und bekommen dann Schritt für Schritt etwas mehr. So kann man beobachten, wie Sie das Mittel vertragen und gegebenenfalls einschreiten.

Warum ist das langsame "Ausschleichen" so wichtig?

Übrigens sollte es umgekehrt auch so laufen, dass Sie das Medikament nicht von heute auf morgen einfach absetzen, sondern die Dosis wiederum schrittweise reduzieren, also ausschleichen.

Welche Gefahren drohen bei Allergien und Organfunktionsstörungen?

Natürlich dürfen Sie Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin nicht nehmen, wenn Sie allergisch auf diese Wirkstoffe reagieren. Auch schwere Störungen der Leber- oder Nierenfunktion sowie eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse sprechen gegen das Medikament.

Quellen:

  • Azathioprin - Rote Liste, verfügbar unter: www.rote-liste-de
  • Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-004l_S3_Morbus_Crohn_Diagnostik_Therapie_2014-09-abgelaufen.pdf

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Autoren unseres Artikels
 
Anna Brockdorff, Heilpraktikerin / medizinische Fachautorin

Anna Brockdorff
Heilpraktikerin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Publizistik-Studium
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  • Autorin, Redakteurin und Moderatorin für Gesundheitssendungen

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

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Dr. med. Jörg Zorn
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